Vortrag 23.09.2013: Der Hausvertrag von Pavia (1329) und die Pfalz

Am 23. September 2013 sprach Herr Klaus-Frédéric Johannes M.A. (Ingenheim) vor 38 Besuchern  über den für die Geschichte des Hauses Wittelsbach in Bayern und der Pfalz zentralen „Hausvertrag von Pavia“ (1329). Der Hausvertrag legte den Grundstein für alle weiteren Entwicklungen bis hin zur Erbfolge des Kurpfälzers Carl-Theodors und Maximilians I. Joseph (Linie Zweibrücken) gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als die pfälzischen Wittelsbacher die bayerische Linie beerben konnten. Von den Pfälzer Wittelsbachern stammen daher sowohl die bayerischen Könige (bis 1918) wie auch die heutigen Wittelsbacher ab.
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Zum Referenten: Klaus-Frédéric Johannes hat in Heidelberg Historische Hilfswissenschaften, Mittlere und Neuere Geschichte sowie Politikwissenschaften studiert. Er schloß sein Studium 2005 mit einer Magisterarbeit bei Prof. Jürgen Miethke über Papst Bonifaz VIII. ab. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf Kirchen-, Rechts- und Ideengeschichte. Er hat in mehreren landesgeschichtlichen und rechtsgeschichtlichen Zeitschriften publiziert. Jüngste Publikationen sind eine Urkundenedition in den Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz und zur Orgel und Kirche von Klingen. Seit 2013 ist er Herausgeber des neu gegründeten Onlinerezensionsteils der Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz. Er arbeitet im Archiv der Verbandsgemeinde Landau-Land.

 

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Der Myriameterstein

Weil an einem für Kraftfahrzeuge gesperrten Waldweg postiert, bleibt ein Stück internationaler Rheinschifffahrts-Geschichte bei Speyer weitgehend unbeachtet.
Nahe der ehemaligen „Anlage zum Freischützen“ auf der Herrenwiese steht etwa eineinhalb Kilometer südöstlich der Schiffswerft zwischen dem Hauptdeich und dem von einem Altrheinarm durchsetzten Gebiet bis zum Leinpfad ein Myriameter-Stein. Das ist eine vor über 100 Jahren aufgestellte, mit heute etwas geheimnisvollen Angaben versehene Vermessungsmarke für die damalige Rhein-Schifffahrt.

1864 ordnete die „Central Commission für die Rheinschifffahrt“ an, den Rhein ab der Mitte der mittleren Baseler Rheinbrücke bis zu seiner Mündung zu vermessen. Neu zu vermessen, denn vor und während der Tulla’schen Rheinbegradigung war dies zwischen 1817 und 1839 schon einmal geschehen. Doch die von verschiedenen Anliegerstaaten ermittelten Maße verwirrten offenbar.

Zuvor musste die Verwirrung freilich noch größer gewesen sein, waren doch die Schiffer auf dem abschnittsweise stark verzweigten Rhein auf die alten Maßeinheiten angewiesen. Und die schwankten mit 550 bis 1100 Kilometern Rhein-Gesamtlänge beträchtlich.

Die Kommission sorgte für Durchblick. Sie schrieb vor, dass die viereckigen Vermessungsmarken aus überwiegend gelbbraunem Sandstein aus Ibbenbueren im nördlichen Westfalen zu bestehen sowie samt Sockel etwa 120 Zentimeter hoch und auf vier Seiten je etwa 50 Zentimeter breit zu sein hatten und zudem mit einer flachen Pyramide zu „deckeln“ waren.

Alle vier Seiten waren zu beschriften, tal- und bergwärts des Stroms sowie dem Wasser zu- und weggeneigt. Die Angaben hatten Myriametern zu entsprechen. Das Wort „myria“ kommt aus dem Altgriechischen und steht für zehntausend beziehungsweise zehntausendfach. Die Steine waren demnach in Myriaden aufzustellen: also alle zehn Kilometer.

Postiert ist der Stein nahe des heutigen Rheinkilometers 394 (direkt bei Speyer: 400). Das besagt, dass es von da aus bis Konstanz 394 Rheinkilometer sind, denn 1939 wurde der Ausgangspunkt der Vermessung von Basel nach Konstanz verlegt. Ob der Stein ursprünglich an seinem jetzigen Platz stand, ist fraglich. Der von Tulla begradigte Strom fließt 150 Meter östlich.