Oral History: Jakob Schäfer (2)

Herr Jakob Schäfer wurde 1918 in Speyer geboren und weiß Vieles aus der Vergangenheit Speyers zu berichten. So erlebte er live den Kampf der Separatisten  um das Regierungspräsidium in Speyer.

Wegen der Fülle der Informationen haben wir drei Teile produziert. Der zweite Teil behandelt die Jahre von 1938 bis Kriegsende 1945.

Bei diesem Video darf ich mich für die Unterstützung bei Frau Kolbinger bedanken.

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Die Salzturmbrücke

Sie bildet das dritte Verbindungsglied zwischen dem Altstadtherzen von Speyer und der ehemaligen “Hasepiehler” Vorstadt. 1305 wird sie als “saltzbrücke” erstmals genannt, doch wie kam sie zu ihrem Namen?

Durch den einstigen Salzturm.

Im Jahre 1280 soll der Turm gebaut und vier Jahre später durch Koenig Rudolf von Habsburg gutgeheißen worden sein. Er gehörte damals zu den 21 starken Stadttürmen der Innenstadt. Die Salzsiederzunft, zu der auch Seiler und Ölhaendler zählten, übernahm die Verteidigung dieses Stadttores in Kriegszeiten. Außerdem beherbergte der Salzturm bis zur französischen Revolution neben dem Bettelvogt mehrere hundert Jahre lang ein “peinliches Gefängnis”. Dies war die milde Umschreibung der gefürchteten Folterkammer Speyers, in der Geständnisunwillige im Mittelalter zum Sprechen gebracht wurden. Sogenannte “spanische Stiefel” oder “gespickte Hasen” standen im dritten Stock des Turmes dem Scharfrichter zur Verfügung…

Im Erdgeschoss des Salzturmes wohnte der Speyerer Bettelvogt, der sich der Armen der Stadt sowie armen Durchreisenden und Vagabunden anzunehmen hatte. 1819 wurde der Salzturm gleich den angrenzenden Stadtmauern mangels Baumaterial abgebrochen. Ein Bildnis des Salzturms hat uns der Frankfurter Maler Schütz (um 1760) hinterlassen, das im historischen Museum in Speyer bewundert werden kann.

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Zurück zur Salzturmbrücke. Auf ihrer nördlichen Seite, in der Hasenpfuhlstrasse, lag im Mittelalter noch eine Mühle. Zuerst in städtischem Besitz, später dem Elendherbergsalmosen gehörend, wurde sie im 15. Jahrhundert als “Walkmühle über Hasenpfuhl” an die Weberzunft verpachtet. Drei Jahrhunderte später konnte man hier von einer Krappmühle lesen. Bis zum Sommer 1910 überspannte die Salzturmbrücke den Nonnenbach wahrscheinlich noch in ursprünglichem Zustand, nämlich in vier Bögen. Vier Joche, auf schmalen und gegen die Strömung des Bachs zugespitzten Pfeilern, trugen dabei die schwere Last des grauen Sandsteinbauwerks. Eigenartigerweise waren die vier Joche in der Konstruktion schiefwinklig zur Längsachse der Brücke ausgerichtet.

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Im Historischen Museum kann man heute noch drei Bogenfaenger sowie einen zugehörigen Kragstein dieser “alten” Salzturmbrücke begutachten. Nachdem sie Anfang des 20. Jahrhunderts erst durch eine gemauerte Ein-Bogen-Konstruktion abgelöst wurde, erfolgte keine 70 Jahre später bereits die zweite “Verwandlung”. Denn der Sanierungsdrang und die verkehrlichen Erfordernisse Speyers machten den erneuten Abriss der “altehrwürdigen” Verbindung zwischen Altstadt und Hasenpfuhl notwendig. Vergleicht man die heutige Version der Salzturmbrücke mit ihrer – vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammenden – ursprünglichen Form: Dem Autor jedenfalls gefällt das Original besser als das moderne Plagiat. Im Zuge einer “Stadtteilverbindungsstraße” (Verkehrsplaner-Sprache) wurde die Salzturmbrücke 1977 zur 60 Tonnen tragenden Straßenbrücke.

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Quelle: Speyer und seine Bruecken, ISBN 3-87928-873-9