Obwohl sie ebenso genannt wurden, hatten die früheren Speyerer Jahrmärkte nicht viel gemein mit den heutigen Frühjahrs- und Herbstmessen. Zwar konnten sich die Besucher dort auch vergnügen, aber hauptsächlich sollte reichlich eingekauft werden.
„Die zwei Messen im Jahr waren die Haupteinnahmequellen für die örtlichen Handwerker und Händler“ heißt es in einem Beitrag der „Speierer Zeitung“ von 1924. Die Messen wurden auf der zunächst „unter den cremen“ (Krämerbuden), dann Hauptstraße und ab 27. Mai 1816 Maximilianstraße genannten Hauptverkehrsader der Stadt abgehalten und dort zwischen Domplatz und Weinbrücke (heute Einmündung in die Wormser Straße).
In doppelten Budenreihen boten vorwiegend ortsansässige Handwerker ihre Erzeugnisse an. „Das Angebot war entsprechend der Jahreszeit den Bedürfnissen der Stadt- und Landbevölkerung angepasst“, heißt es in dem Zeitungsbeitrag.
Weiter verlautet in dem Artikel: „Jede Zunft behauptete ihren eigenen Platz. Die Kaufinteressenten wussten daher, wo sie zu suchen hatten. Hinter der alten Domdechanei hatten die Schuhmacher ihre Lattenstände, an denen doppelsohlige, genagelte Bauerstiefel hingen, in denen man im Stehen sterben konnte ohne umzufallen. Daneben standen die Galoschen- und Holzschuhmacher. Es folgten die Küfer und Kübler.
In Richtung Weinbrücke standen Buden der Strumpfwirker, Wollhändler, Handschuhmacher und Dekateure (stellten besondere Wollstoffe her). Anschliessend kamen die Bürsten- und Besenbinder, die Kochlöffel- und Waschklammern-Schnitzer, die Siebmacher und so weiter. An der Ecke zur Salzgasse standen Waffelbäcker.
In der ersten Reihe vor der Sonne (heute das Modegeschäft Gerry Weber) boten Obsthändler ihre Ware an. Es gab Stände der Blechschmiede, Zinngießer, Brillenmacher, Kammmacher, Uhrmacher, Goldwarenhändler. Hut- und Kappenmacher, Kürschner, Sattler, Täschner, Bandagisten, Seifensieder, Perückenmacher, Schneider und Kleiderhändler. Dazwischen verteilt boten Zuckerbäcker Zuckerstangen und andere Süssigkeiten an.“
Damals habe es auch Warenhäuser „en miniature“ gegeben. Sie priesen ihre Waren auf roten Plakaten mit Preisvermerk an. Die „Speyerer Zeitung“ schrieb: „Als später die ,billigen Jakobe‘ kamen, war das Vertrauen in die Messen dahin“.
Später dehnten sich Frühjahrs- und Herbstmesse bis auf den Königsplatz aus. Dort waren die Hafner, Geschirr- und Porzellanhändler untergebracht, eine Reitschule (Karussell) mit Handbetrieb, Schießbuden, das „internationale Weltpanorama“, in dem die neuesten Weltereignisse auf kleinen farbigen Bildern dargestellt war, ein Kasperletheater und gelegentlich traten Moritatensänger auf.
Das Interesse an den zwei Speyerer Messen schildert die „Speyerer Zeitung“ so: „Einer Völkerwanderung gleich strömte die Landbevölkerung, besonders aus der badischen Nachbarschaft, nach Speyer, um ihren Bedarf für sich und ihr Gesinde zu decken. Waren die Einkäufe besorgt, dann wurde auch an das leibliche Wohl gedacht“. Es folgte eine Aufzählung vieler Wirtschaften und Kleibrauereien, „in denen des hoch her ging“
Der Beitrag schließt mit der Bemerkung: „Alle Messebeschicker machten gute Geschäfte. War das Wetter günstig, sah man nur frohe und zufriedene Gesichter“. – wk