Vortrag: Kaiser Karl V. und die Reformation

Kaiser Karl V. und die Reformation 

Dr. Ulrich Andreas Wien

 

Herr Dr. Wien lehrt seit vielen Jahren Kirchengeschichte am Institut für ev. Theologie der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau. Die Geschichte der Reformation gehört zu seinen Forschungsschwerpunkten. Mit Prof. Dr. Volker Leppin ist er Herausgeber des umfangreichen Tagungsbandes „Kirche und Politik am Oberrhein im 16. Jahrhundert. Reformation und Macht im Südwesten des Reiches“, weiterhin des Bandes“Reformationen am Oberrhein. Wahrnehmungen von Luther und Calvin in der Region“. Sein jüngstes Werk widmet sich dem Wirken der Reformation vom Baltikum bis Siebenbürgen, „Exportgut Reformation“.

Sein Speyerer Vortrag verbindet die Reformation mit éinem wesentlichen Opponenten Luthers und der evangelisch gesinnten Fürsten. Kaiser Karl V. beherrschte weit auseinanderliegende und unzusammenhängende Regionen: einen überdehnten Herrschaftsraum. Den Universalanspruch der mittelalterlichen Kaiseridee suchte er aufrechtzuerhalten. Seine Aufmerksamkeit galt vorwiegend den außerdeutschen Aktionsfeldern, aber die Entwicklungen der Reformation beeinflussten wichtige Handlungsoptionen der Institutionen im Reich. Der Kaiser reagierte auf die binnendeutschen Konflikte mit Kompromissen, Krieg und schließlich Resignation.

Der Vortrag findet in der Villa Ecarius statt und beginnt um 19.30 Uhr. Der Vortrag ist öffentlich und kostenlos – wie allgemein die Vorträge des Historischen Vereins.

Vortrag: Neues zur mittelalterlichen Geschichte von St. Magdalena

Am kommenden Montag, 25. September, spricht Dr. Martin Armgart über

Neues zur mittelalterlichen Geschichte von St. Magdalena

Speyers Geschichte wurde erheblich mitgeprägt durch die große Zahl von Klöstern und Stiften: Das Domstift und seine „Nebenstifte“ St. German, St. Guido und Allerheiligen, Bettelordenklöster der Franziskaner, Dominikaner, Augustiner, Karmeliter, Kapuziner, Frauenklöster St. Klara und St. Magdalena bis hin zu Heilig-Grab-Brüdern, Deutschherren, Johannitern, Jesuiten und Beginen. In keiner anderen Stadt der Pfalz findet sich eine nur annähernd ähnlich große Zahl.  Dieses verdeutlichte jüngst das Pfälzische Klosterlexikon. Im Mai 2017 erschien sein vierter Band: 600 der insgesamt knapp 800 Seiten widmen sich Klöstern, Stiften und Kommenden in der Stadt Speyer.

Was bietet dieses gerade erschienene neue Standardwerk der Speyerer Geschichte? Neben einer Anzahl von Beispielen zu anderen Klöstern und Stiften wird dieses am Kloster St. Magdalena beispielhaft vertieft. Um 1230 bildete sich eine klösterliche Frauengemeinschaft im Hasenpfuhl. Zunächst gehörte sie dem kleinen Orden der Reuerinnen von St. Maria Magdalena an. 1304 wechselten die Frauen zu den Dominikanern. Als einziges der Speyerer Kloster überstand St. Magdalena die französischen Klosteraufhebungen um 1800 und besteht bis heute fort.

Der Referent Dr. Martin Armgart hat in den 1990er Jahren die mittelalterlichen Urkunden und Wirtschaftsbücher dieses Klosters eingehend aufgearbeitet. Was gibt es Neues zu diesem Kloster aus den letzten 20 Jahren: Neue Arbeiten, zwischenzeitliche Archivalienfunde, Erkenntnise zur Baugeschichte und zu den Handschriften des Klosters. Das Klosterlexikon wurde Anstoß zu einer aktuellen, breiteren Gesamtschau.

Zum Vortrag laden die Volkshochschule Speyer und die Bezirksgruppe Speyer des Historischen Vereins der Pfalz ein. Der Vortrag findet in der Villa Ecarius statt und beginnt um 19.30 Uhr. Der Vortrag ist öffentlich und kostenlos – wie allgemein die Vorträge des Historischen Vereins.

Moby Dick auf dem Fischmarkt

Stadtgeschichte(n): Moby Dick auf dem Fischmarkt

Längst ist er kein Thema mehr, vor 35 Jahren aber war er Stadtgespräch: Die umstrittenste Denkmalfigur der neueren Speyerer Zeit – der Fisch an dem damals neu angelegten Fischmarkt-Brunnen. Stelzenfisch oder Moby Dick nennt heute noch der Volksmund das, was am 16. Juli 1982 erstmals Wasser spie.

1980 hatte die Stadt einen landesweiten Wettbewerb zur Verschönerung des historischen Fischmarkt-Areals veranlasst, das zu einem gesuchten Wohngebiet geworden war. 120 Künstler wurden zu Vorschlägen aufgefordert, 21 reichten Arbeiten ein.

Eine Jury entschied sich nach langer Diskussion für den Vorschlag des Landauers Bildhauers Stefan Forler. Der zweite Preis ging an Gernot Rumpf (Neustadt an der Weinstraße), der dritte an den Speyerer Franz Müller-Steinfurth.

Kaum hatten DIE RHEINPFALZ und die „Tagespost“ die Wahl des Preisgerichts bekannt gemacht, schwappten Wogen mehr oder minder ausgereifter Diskussionen durch Speyer. „Blechmonster“ oder „schwangerer Karpfen“ lauteten die noch nobleren Bezeichnungen hierbei. Es folgen Parteienhader, Zeitungsbeiträge und jede Menge Leserbriefe. Der Oberbürgermeister jener Jahre, Christian Roßkopf, wollte in den beiden Speyerer Zeitungen „mindestens 3000 Zeilen“ zum Dauerthema Fischbrunnnen oder Brunnenfisch gezählt haben.

Die Folge: Im Frühjahr 1981 entschied der Stadtrat auf Vorschlag des Oberbürgermeisters, den Fischmarktbrunnen-Plan in der Bürgerschaft zur Diskussion zu stellen. Roßkopf: „Eine Kunst, die über die Köpfe hinweg ginge, würde meines Erachtens ihr Ziel verfehlen. Kunst braucht einen Adressaten, Kunst braucht Publikum, Kunst braucht Bürger, die sich von ihr ansprechen lassen“.

Die Künstler Forler, Rumpf und Müller-Steinfurth wurden aufgefordert, ihre Entwürfe zu überdenken und sich gegebenenfalls zu überarbeiten. Mit dem, was dabei herauskam, beschäftigte sich im September 1981 ein Unterausschuss des Stadtrats. Ergebnis: Es blieb bei der Entscheidung des Preisgerichts vom November 1980. Im Mai 1982 begannen die Arbeiten für den Brunnen und sein Wahrzeichen, drei Monate darauf folgte die Einweihung.

Seit dem rauscht es am Fischmarkt nicht mehr, sondern es plätschert. /wk