Judenturm (1384). Warum man dem Turm diesen Namen gab, ist rätselhaft. Zwischen dem Judenturm und dem 500 Meter entfernten Judenviertel am Bach westlich von St. Clara lag noch das Dorf Spire mit seiner Pfarrkirche St. Martin (ehemalige Stadtgärtnerei, heute Martinskirchweg). Die Juden bildeten keine Zunft. Sie hatten schon vor 1349 Bürgerrecht, waren aber nicht wehrpflichtig, mussten also auch keine Turmwache stellen. „Uff dem Judenthurnn solten die Becker seynn“, heißt es um 1500; noch 1611 war die Bäckerzunft dorthin getürmt. In vielen Städten gibt es ebenfalls einen Judenturm. Hatten die Speyerer Juden als Verteidigungsbeitrag einen Turm finanziert? Die Städte erhoben seit dem frühen 13. Jh. meist eine Judensteuer zur Unterhaltung der Mauern und zur Abgeltung der Wehrpflicht. Ob man diesen Innenstadt-Eckturm drunten im Mörsch erst nach dem großen Pogrom von 1349 einfügte und dabei besonders viele Judensteine verwendete? Damals hat man die Umfassungsmauer, die Brandstätten der Häuser des Judenviertels bei Dorf Spire und die Mauern und Gräber des Judenfriedhofs ihrer Steine beraubt zum Bau neuer Türme und zur Verstärkung der Stadtmauern.
Stadtgeschichte
Bäckerturm
Bäckerturm (1546), Totengräberturm (1611). Er muss einmal, vor Aufkommen der Pulverwaffen, der Bäckerzunft anvertraut gewesen sein. Im Wachtbericht von 1500 ist indes davon keine Rede; die Bäcker waren nämlich zur Wache auf dem benachbarten Judenturm eingeteilt. So steht es auch noch im Inventar von 1611. Die Bäcker, deren Namen der Turm aber längst trug, müssen also vor 1500 umgetürmt worden sein zum Judenturm. Totengräberturm liest man zum ersten Mal 1611. Nach 1502 entstand der städtische Zentralfriedhof in der Vorstadt Altspeyer; dem Totengräber hatte man vor 1611 offenbar Platz in dem nahen Turm angewiesen, vielleicht als Gerätekammer. Im übrigen war der Turm 1611 der Schusterzunft anvertraut, während der Schusterturm und der Nachbarturm im Maulbronner Garten als Pulvertürme keine Zunftbesatzung mehr bekamen.
Weidentorturm
Weidentorturm, St. Weiden Tor, Weidenpörtel. Hier stand der heilige Guido Pate. Dessen Gebeine hatte Kaiser Heinrich III. 1046 aus Italien überführen und in der Stiftskirche beisetzen lassen, die ursprünglich dem heiligen Johannes geweiht war. Der Name lautete im Mittelhochdeutschen Wido oder Weid. Das Tor hieß 1327, bei der ersten Erwähnung, St. Widen Burgtor.