Der Jäger des Domherrn Hugenpoet

Am 13. April 1769 verstarb in Speyer im Alter von 70 Jahren der Domherr und Generalvikar Freiherr Johann Leopold Erasmus von Nesselrode, genannt Hugenpoet. Er entstammte, wie schon der Name verrät, einem niederrheinisch-westfälischen Adelsgeschlecht, das seinen Sitz in dem Gut Hugenpoet bei Düsseldorf hatte. Freiherr von Hugenpoet gehörte schon 1730 dem Speyerer Domkapitel an. Daneben war er auch Domherr zu Hildesheim. Das trug dazu bei, dass er öfters von Speyer abwesend war.

DSCF5223Hier in Speyer wohnte der Domherr im so genannten “Rollingen-Haus”, einem weiträumigen Anwesen zwischen Weber- und Judengasse (in der Judengasse neben Hausnummer 6 kann man noch heute das Wappen der Freiherren von Rollingen erkennen).

Zu den Bediensteten des Freiherrn zählte auch der Jäger Ignaz Diether. Das war zu jener Zeit nichts Außergewöhnliches, da die Domherren adeligen Familien entstammten und trotz ihres geistlichen Amtes auf die Standes-Vorrechte und -Gewohnheiten nicht verzichteten. Außerdem war es damals seit Alters her üblich, dass die neuerwählten Speyerer Fürstbischöfe den Domherren die Jagdausübung in dem fürstbischöflichen Amt Marientraut (zu dem die Gemeinden des damaligen Landkreis Speyer außer Mechtersheim und Otterstadt gehörten) überließen. Dieses Jagdrecht war in den so genannten Wahlkapitulationen niedergelegt. Ein Anwärter auf den Speyerer Bischofsthron musste nämlich – vor seiner Wahl durch die Domherren – dem Domkapitel allerlei Vergünstigungen versprechen, die dann auch in den Wahlkapitulationen schriftlich niedergelegt wurden.

Freiherr von Hugenpoet war ein eifriger Verehrer des hl. Hubertus. Davon zeugt ein “Schusszettel” seines Jägers Ignaz Diether, den dieser zur Abrechnung an den Rechnungsführer des Freiherrn, den Semiprübendar Altdorf, einen niederen Domgeistlichen, übergab. Der “Schusszettel” beginnt mit den Worten: “Was ich zu Hugenboeth geschossen hab Ao (Anno) 1763: im November.” Demnach hielt sich damals der Freiherr mit seinem Jäger in seiner Heimat am Niederrhein auf. Dort schoss der Jäger am 23. November “ein starkes Schwein” (Wildschwein). Sein Schussgeld betrug dafür 1 Gulden 30 Kreuzer. Am 26. und 28. schoss er je eine Schnepfe. Dafür standen ihm 10 Kreuzer zu. Am 29. schoss er ein Feldhuhn (wofür er 10 Kreuzer zu erhalten hatte), am 2. Dezember einen Hasen (10 Kreuzer Schussgeld), am 5. zwei Feldhühner, am 7. und 11. je einen Hasen und am 9. und 13. je ein Feldhuhn. Im Januar 1764 waren der Freiherr und sein Jäger wieder in Speyer. Der Eintrag des Jägers im “Schusszettel” lautete: “Was ich zu Speyer geschossen habe Ao 1764″ am 23. Januar drei Hasen, am 7. Februar zwei Hasen und zwei Feldhühner, am 9. ein Feldhuhn, am 10. zwei Hasen, am 16. fünf Hasen, drei Hühner, am 18. und 20. einen Hasen und ein Feldhuhn, am 4. März zwei Feldhühner, am 8., 10., 21. und 29. je eine Schnepfe, am 23., 24., 26. und 27. je zwei Schnepfen und am 28. zwei Schnepfen und einen Fasan. Zu einem echten Waidmann gehört auch das rechte Essen. Daher der Eintrag im “Schusszettel”: “Was ich auf der Jagd verzehrt habe: im Februar zwei Tage zu Rödersheim – es gehörte bis zur Französischen Revolution dem Domkapitel, dem damit auch das Jagdrecht zustand – auf der Jagd gewesen, habe verzehrt 1 Gulden, dito 3 Tage zu Rödersheim gewesen 1 Gulden 20 Kreuzer”. Dann folgt: “Was ich auf der Schnepfenjagd verzehrt habe” (im März). Hier notierte der Jäger bescheidene Auslagen in Höhe von 15 bis 30 Kreuzer pro Jagdtag. Die Gesamtsumme des “Schusszettels” betrug 15 Gulden 25 Kreuzer. Diesen Beitrag zahlte ihm der Rechnungsführer des Freiherrn am 19. Mai aus. Selbstverständlich lebte der Jäger im Haushalt des Freiherrn und hatte somit Essen und Logis frei. Zum jährlichen Lohn erhielt er 10 Gulden. Hinzu kamen von Zeit zu Zeit neue Kleidung – bzw. Ausstattungs-Stücke, so zum Beispiel 1764 ein Paar neue Schaftstiefel zu 7 Gulden.

Was an Wildbret im Haushalt des Freiherrn nicht gebraucht wurde, wurde verkauft, so zum Beispiel zwei Hasen zu 1 Gulden 8 Kreuzer, 12,5 Pfund Hirsch, das Pfund zu 48 Kreuzer und ein Feldhuhn zu 24 Kreuzer.

Der “Schusszettel” für das Jahr 1765 beginnt mit dem Eintrag: “Was ich zu Speyer geschossen habe.” Er fängt mit dem 4. November – am 3. November ist der Tag des hl. Hubertus, an diesem Tag beginnt die Großjagd – an: einen Hasen – 10 Kreuzer(Schussgeld). Drei Tage war der Jäger im November  in Rödersheim gewesen und gab für “Kostgeld” 1 Gulden 30 Kreuzer aus. Am 28. schoss er in Speyer eine Ente und ein Wasserhuhn, für die er als Schussgeld 25 Kreuzer zu beanspruchen hatte. Am 3. Dezember schoss er einen Hasen und ein Feldhuhn (20 Kreuzer), am 6. einen Hasen und eine Schnepfe (20 Kreuzer), am 10. einen starken Frischling (1 Gulden 30 Kreuzer) usw. Im Januar schoss der Jäger zwei Feldhühner und Hasen. Außerdem hatte er zwei Tage in Rödersheim gejagt. Am 25. lieferte er “2 Brüst, ein Bug und 1 Ziemer von einem starken Stück Wildbret”. Ähnlich lautet auch der Eintrag am 8. Februar: “1 Schlegel, 2 Büg und 1 Brust von einem Rehbock geliefert.” (30 Kreuzer). Die letzten Hasen schoss der Jäger am 16. Februar. Von da ab bis zum 24. März ist im Schusszettel nur noch die Schnepfe vertreten. An Kostgeld berechnete er, “was ich in der Schnepfenzeit auf der Jagd verzehrt habe”, für 14 Jagdtage im März (vom 3. bis 24.) 2 Gulden 42 Kreuzer. Im ganzen betrug das Schussgeld für 1765/66 18 Gulden 43 Kreuzer.

Vor Ignaz Diether hatte der Freiherr einen Jäger Joseph Diether, wahrscheinlich einen Verwandten des Ignaz, in seinen Diensten. Dieser hatte bei seinem ehemaligen Dienstherrn ein Kapital von 200 Gulden stehen, von dem er jährlich 5 Prozent Zins, also 10 Gulden an “interesse” bezog. Das war damals allgemein üblich. Der Dienstherr verwaltete das gesparte Geld seiner Dienstboten, auch wenn sie, wie im Fall des Jägers Joseph Diether, ihren Dienst schon quittiert hatten.

Quelle: Beiträge zur Speyerer Stadtgeschichte Heft 1, Fritz Klotz, Stadtgeschichtliche Miszellen

Die Hammelbrücke

Wer die alte Rheinhäuser Straße zum Altrhein geht, muss über die Hammelbrücke. Es ist eine alte verwitterte Steinbrücke. Sie überquert einen schmalen Wassergraben, der vom Tafelsbrunnen herkommend, in die Goldgrube zieht. Von der Goldgrube, einst ein sehr ertragreiches Fischwasser, das mit dem Rhein in Verbindung stand, ist nicht mehr viel zu erkennen. Sie erstreckt sich ostwärts der Brücke und ist heute zum großen Teil verlandet. Südwestlich der Brücke, zwischen Hochwasserdamm und Wassergraben, zieht die Hammelweide hin, nach der die Brücke ihren Namen hat. Heute liegt die Hammelbrücke abseits des Verkehrs. Nur hie und da, wenn amerikanische Truppen am nahen Altrhein Übungen abhielten, fuhren schwere Lastwagen und Amphibienfahrzeuge über die alte Brücke. Aber sonst ist es hier einsam.

Früher war das einmal anders. Bevor im 19. Jahrhundert die neue Rheinhäuser Straße angelegt wurde, musste, wer über die Rheinhäuser Fähre ins Rechtsrheinische wollte, die Hammelbrücke überqueren. Einst zählte diese unscheinbare Brücke zu den wichtigsten weit und breit. Über sie zog eine der verkehrsreichsten Handels- und Poststraßen des alten Reiches. Ihre höchste Bedeutung erlangte sie unter Kaiser Maximilian, der zwischen seinen österreichischen Erblanden und den burgundisch-habsburgischen Besitzungen im heutigen Belgien einen ständigen Botendienst einrichtete. Reitende Boten verkehrten zwischen Innsbruck im Süden und Brüssel im Norden. Hier bei Rheinhausen setzten sie über den Rhein. Später verlor diese Straße ihre Bedeutung immer mehr. Sie blieb aber noch bis zur Französischen Revolution die wichtigste Verbindungsstraße zwischen den links- und rechtsrheinischen Besitzungen des Fürstbistums Speyer. Nach dem Untergang des Füstbistums riss fast jede Verbindung ab und die Rheinhäuser Fähre hatte nur noch lokale Bedeutung. Als die neue Straße nach Rheinhausen den bescheidenen Verkehr an sich zog, vereinsamte die Hammelbrücke vollends.


1606 wurde die Hammelbrücke zum ersten Male mit Steinen gewölbt. Vorher war sie wohl aus Balken gefügt. Das Ratsprotokoll meldet darüber: “Die Baumeister referieren, dass sie die Schafbrücke – das ist eigentlich der richtige Name – nicht wie von alters von Holz, sondern von Steinen zu machen verdingt und haben sie die Werkmeister anders nicht denn 150 Gulden wollen behandeln lassen”. Die städtischen Baumeister vergaben also die Brückenarbeiten an die Werkmeister um 150 Gulden. 1689, als die türmereiche Stadt in Schutt und Asche sank, scheint auch die Schafbrücke demoliert worden zu sein.
Daraufhin deutet auch folgender Vorfall: Am Himmelfahrtstag des Jahres 1714 zogen, wie seit alters her, die bischöflichen Untertanen aus dem überrheinischen Amt Philippsburg in einer Prozession zur Speyerer Bischofskirche. Damit nun die althergebrachten Rechte auch beachtet wurden, mussten jedesmal 16 bischöfliche und 16 reichsstädtische Geleitsreiter die Prozession begleiten. An diesem Himmelfahrtstag nun ritten über 50 bischöfliche Geleitsreiter mit. Außerdem waren sie, nicht wie sonst, nur mit Pistolen und Seitengewehren bewaffnet, sondern auch mit Karabinern. Die Reichsstadt Speyer stellte dagegen nur zwei Geleitsreiter. Der Hinweg verlief ohne besondere Vorkommnisse. Auf dem Rückweg aber ereignete sich dann ein bedauerlicher Zwischenfall. Dort ungefähr, wo sich heute die Rheinhäuserstraße in die alte und die neue teilt, zog die Prozession nicht wie üblich auf dem alten Weg weiter, der ßber die Hammelbrücke und an der Goldgrube vorbeizieht, sondern schlug einen Fußpfad ein, der diesen Umweg abkßrzte. Die städtischen Geleitsreiter versuchten die Prozessionsteilnehmer daran zu hindern. Es kam zu hässlichen Reden und zornigem Geschrei. Zu guter Letzt beendeten die bischöflichen Geleitsreiter den Streit dadurch, dass sie die städtischen Reiter gefangennahmen und nach Philippsburg schleppten. Daraufhin brachte der Rat zwei bischöfliche Untertanen, die er in der Stadt festnehmen ließ, ebenfalls hinter Schloss und Riegel. Diese gegenseitigen Übergriffe führten schließlich, nachdem noch andere Streitigkeiten dazugekommen waren, zu dem sogenannten “Speyerer Bauernkrieg” im Jahre 1716.
Wegen des Zwischenfalls am Himmelfahrtstag 1714 stellte sich der fürstbischöfliche Zollschreiber Lump auf den Standpunkt: “Die Prozession würde nimmermehr über die Weid gegangen sein, wenn die Schafbrücke gemacht gewesen wäre”. Trotzdem wurde aber am Zustand der Brücke kaum etwas geändert, denn einige Jahre später, 1719, sprachen die Ratsherren Büst und Meurer bei dem fürstbischöflichen Vizekanzler Streit vor und baten ihn, er möge dafür sorgen, dass die bischöflichen Untertanen, auch die fürstliche Hofkammer und das Domkapitel, nicht mehr den sogenannten Bischofsweg über die Rheinhäuser Weide benutzten und dadurch “die Weid ruinierten mögten”. Vizekanzler Streit erklärte dagegen, “dass dieses Begehren ganz billig sei, nur möge die Schafbrücke in brauchbaren Stand wieder hergestellt werden”. Auf diese Unterredung hin beschloss der Rat, “die Schafbrücke so bald als möglich zu reparieren”. Das war im April 1719.
Im August 1719 wurde schon an der Brücke gearbeitet, aber nicht so, wie es der Ratsbeauftragte Herr Schreyer gern gesehen hätte. Er gab nämlich folgendes zu Protokoll: “Dass bei Legung des Fundaments an der neuen Schafbrücke, der Bauschaffner – das war damals Christian Dathan (er war von 1710 bis zu seinem Tode im Jahre 1744 Bauschaffner der Stadt) – zwei Tage abwesend zu Roth und Altdorf gewesen, welches ihm nicht gebührt hatte. Wenn demnach die Brücke über kurz oder lang Schaden leide, wolle er entschuldigt sein. Bei dergleichen kostbarer Arbeit müsse der Bauschaffner notwendig gegenwärtig sein”. Daraufhin beschloss der Rat: “Dem Bauschaffner soll seine Nachlässigkeit verwiesen und erinnert werden, seinem Amt fleißiger abzuwarten”.

1742 wurde wieder an der Schafbrücke gearbeitet. Daran erinnert noch die über dem westlichen Durchlass eingemeißelte Jahreszahl 1742.

Das Ratsprotokoll berichtigt über diese Arbeiten: “Von wegen löblichen Bauamts zeigt Herr Altmeister Hoffmann (gemeint ist der Altbürgermeister Andreas Hoffmann) an, dass “weil nötig seie, die Schafbrücke mit einem Dol, wie vormals beschlossen worden, herzustellen, als wären zwei überschläg gemacht worden, welche er zugleich exhibierte (vorlege), da nach des Bauschaffners seinem (Überschlag) die Arbeit zu 70 bis 75 Gulden, nach des Deberts (ein Speyerer Maurermeister) seinem (Überschlag) aber zu 90 Gulden angerechnet worden”. Der Rat beschloss: “Wird die Accordierung der Arbeit löblichem Bauamt überlassen. Doch wäre wegen dermaligem großen Wasser (Hochwasser) die Sache noch zu besserer Saison auszusetzen”. Man wollte die Arbeit erst bei niedrigem Wasserstand ausgeführt haben.
Seitdem ist die Schafbrücke über zweihundertsechzig Jahre älter geworden. Des Ratsherrn Schreyer Befürchtungen, “dass sie über kurz oder lang Schaden leide”, haben sich nicht bewahrheitet.

Quelle: Beiträge zur Speyerer Stadtgeschichte Heft 1, Fritz Klotz, Stadtgeschichtliche Miszellen

Von der Galgmühle zum Sägewerk

Außerhalb der Stadtmauer standen hier zwei Mühlen, die erstmals im 13. Jahrhundert erwähnt wurden, die Galgmühlen. Dabei hatte dieser Name nichts mit dem Galgen zu tun, zu dem nämlich der Armensünderweg führte. Das alte Wort “Galgo” bedeutet Kreuz. Vermutlich hat ein dort stehendes Feldkreuz die Bezeichnung verursacht. Später waren die Mühlen als die obere und untere “Schießberger Mühle” bekannt. Diese beiden Mühlen, die in ihrer letzten Form erst 1889 durch einen Mühlengroßbrand eingeäschert wurden, hatten ein wechselvolles Schicksal, das mit dem der Stadt Speyer eng verbunden war. Alte Urkunden weisen aus, dass sie am 5. Juli 1462 in der sogenannten “Mainzer Bischofsfehde” niederbrannten. Im Jahre 1554 wird von neuer Zerstörung und Wiederaufbau berichtet. Im Dreißigjährigen Kriege fielen sie zweimal den Kriegsstürmen zum Opfer. 1687 waren sie wieder aufgebaut, 1689 teilten sie das Schicksal der alten Kaiserstadt. Da die Urkunden lückenhaft sind, werden die Mühlen in den Zwischenzeiten sicherlich noch mehrfach zerstört sein. Aber immer wieder erstanden sie neu und imer wieder war der Speyerbach es, dessen Wasserkraft ihnen neues Leben schenkte.
Dass überhaupt so viele Urkunden gerade über diese Mühlen erhalten sind, verdanken wir den mannigfaltigen Streitigkeiten, meist um eben diese Wasserkraft, die aufgezeichnet sind. Da waren Mühlen im Oberlauf und am Woogbach, die das Wasser abschnitten, Querbäume, die zur Wiesenbewässerung oberhalb gelegt wurden, Holzflößerei auf dem Rehbach, die zu Verstopfungen führte. Hinzu kam, dass Domstift und Allerheiligenstift, die ursprünglichen Besitzer, oft mit der Stadt in Streit lagen um die Abgaben der Mühlen, um die Besetzung mit neuen Müllern, um das “Bachfegen”, die Bachreinigung, um die Rechte neuer städtischer Mühlen und so weiter. So entstanden viele Urkunden von Verhandlungen und Vergleichen, die heute noch von dem Schicksal der “Galgmühlen” erzählen.
Es blieb auch nicht dabei, dass die Wasserkraft des Speyerbachs nur zum Mahlen des Getreides, zur Herstellung von Mehl benutzt wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges war hier auch eine Pulvermühle im Gang, die den Getreidemühlen das Wasser fortnahm, aber in diesen Kriegszeiten bevorzugt war. 1712 wird auch erstmals eine Ölmühle erwähnt und ebenso eine Schneidmühle zum Holzschneiden, erste Vorläuferin also des Sägewerkes, das endgültig im Jahre 1864 errichtet wurde.
Es steht ja fest, dass der Speyerbach ein künstlicher Wasserlauf ist, während der ursprüngliche Lauf des Baches weiter nördlich im Zuge des Woogbachs verlief. Nur über die Zeit, in der dieser Bach entstand, besteht keine Einigkeit. Manche Forscher führen ihn schon auf die Römer zurück, die wahrscheinlichste Deutung ist aber wohl, dass er zur Zeit des Dombaues, also im 11. Jahrhundert, angelegt wurde, um Baumaterial zum Dom zu transportieren. Die Wasserkraft, damals die einzige Kraftquelle, wurde außer von den Galgmühlen, von einer ganzen Reihe von Mühlen im Stadtgebiet ausgenutzt. Es war also durchaus verständlich, dass die Nutznießer dieser Kraft eifersüchtig darüber wachten, dass an der Hanhofer Scheid genügend Wasser in den Speyerbach floss, dass der Wasserzulauf des Gesamtbaches nicht schon oberhalb durch willkürliche Entnahmen oder Ableitungen geschmälert wurde.


Noch bis in die Neuzeit hinein haben sich Gerichte mit solchen “Wasserschikanen” beschäftigen müssen. Wer Zeit hat, sich in alte Akten zu versenken, kann mancherlei Kuriositäten über diese “Wasserkämpfe”, die mit allen Mitteln geführt wurden, ausgraben. Selbst die beiden Mühlen, die später Mauer an Mauer grenzten, standen oft miteinander in hitzigem Streit, weil einer dem anderen “das Wasser abgrub”.
1828 taucht dann in der Geschichte der Mühlen erstmals der Name Steiner auf, der dem Sägewerksbetrieb den Namen gibt. Johann Jakob Steiner aus Böchingen heiratete damals die Tochter des Besitzers der Untermühle, Reinhard. Er ging sofort mit großer Tatkraft daran, die offensichtlich verwahrloste Mühlenanlage einzureißen und 1835 wieder neu aufzubauen. Im Laufe der Jahe wurde dann ein umfangreicher Landbesitz hinzuerworben und 1869 kam dann auch die Obermühle mit Wohnhaus in den Besitz der Familie Steiner. Schon fünf Jahre früher, 1864 wurde das Sägewerk errichtet, das sich, ständig weiter ausgebaut, besonders auch nach dem Brand 1889, der die beiden alten Getreidemühlen einäscherte, zu dem heutigen Anwesen entwickelte.