Jahrhunderte lang demonstrierte die Speyerer Stadtobrigkeit ihre Stärke, indem sie und ihr Rat öffentlich vorzeigten, dass ihnen selbst ein Gigant nicht gewachsen ist.
Am alten Ratshof auf dem heutigen Domhof-Gelände an der Himmelsgasse und anfänglich auch am Toreingang des 1726 bezogenen Rathauses an der Maximilianstraße (damals Krämergasse) waren gewaltige Gebeine angebracht. Es sei die Hinterlassenschaft eines gewissen Olps, eines enorm großen Kerls, der einst die Stadt bedroht habe und im vierten Jahrhundert bei einem Angriff ums Leben kam.
Wie erst 1824 herausgefunden wurde, stammten die enormen Knochen nicht von einem Menschen. Zunächst machte der seinerzeit „hoch geschätzte“ Medizinalrat Ehrmann den Knochen, der im Gegensatz zum anderen den Stadtbrand von 1689 offenbar nicht sehr beschädigt überstanden hatte, als „das Wirbelbein eines Walfischs, den Grönlandfahrer nach Speyer gebracht haben“aus.
1869 aber, als das „Museum der Pfalz“ im Realgymnasium an der Wormser Straße (heute Direktion der Kreis- und Stadtsparkasse) untergebracht war, erkannten die Konservatoren Mayrhofer und Harster in dem Gebein „den Wirbelknochen von einem Mammut“. Als solcher kam er 1910 in das gerade eröffnete Historische Museum der Pfalz. Das überließ ihn vor einigen Jahren dem Pfalzmuseum für Naturkunde Bad Dürkheim, bzw. dessen Zweigstelle auf der Burg Lichtenberg bei Kusel.
Mit der Geschichte des Speyerer Riesen Olps – vermutlich die mundartliche Wiedergabe von „Alp“ (böser Kobold) – beschäftigten sich 1927 der auch in Speyer tätige Gymnasiallehrer und Heimatforscher Lukas Grünenwald und 2005 Ludwig Wien in „Speyer – Geschichte und Geschichten“. Beide berufen sich auf Erkenntnisse, die der auch als Schilderer des 1689 zerstörten Speyer bekannten Franzosen Jean Du Mont, Baron de Carlscroon, in seinem Bericht „Nouveau voyage au Levante“ und 1734 der Pater Aloysius Bega als Beauftragter seines Ordens aus dem französischen Trévoux/Region Rhone-Alpes festgehalten hatten. Du Mont sah die beiden Knochen offenbar noch selbst.
Nach der Überlieferung müsste der Riese Olps zwischen zehn und 14 Metern groß gewesen sein, der erhalten gebliebene (Mammut-)Knochen deutet darauf hin. Funde dieser prähistorischen Rüsselträger gab es auch im Speyerer Raum. 1926 entdeckte Willi Fix auf einer Kiesbank nahe der Rheinhäuser Fähre einen 1,70 m langen Stoßzahn. – Wolfgang Kauer