Turm zum Hahn (1611)
Der Name des Federtiers war 1595 noch nicht im Gebrauch. Da wird noch umschrieben: Turm bei Ludwig Baders Gärtnerei.
Von der Halbschlange namens „Hahn“ im Zeughaus hörten wir beim Turm zum Bock.
Die Bezirksgruppe Speyer im historischen Verein der Pfalz e.V.
Turm zum Hahn (1611)
Der Name des Federtiers war 1595 noch nicht im Gebrauch. Da wird noch umschrieben: Turm bei Ludwig Baders Gärtnerei.
Von der Halbschlange namens „Hahn“ im Zeughaus hörten wir beim Turm zum Bock.
Turm zum Bock (1611)
Mit bestem Willen ist kein Flügelwesen namens Bock zu finden:
a) Der Bock ist ein männlicher Vierbeiner (Schaf, Ziege, Stallhase), flügellos.
b) Die Hundezecke, Holzbock genannt, gehört zu den flügellosen Milben.
c) Der Hausbock, gefürchteter Schädling, hätte als Käfer zwar Flügel, dürfte aber kaum gemeint sein.
d) Auch der Bock, die für Doppelhaken nötige Holzlafette, war für einen Turmnamen ungeeignet; Flügel hat er sowieso nicht. Indessen ist in der Marxenvorstadt der Turm zum Doppelhaken nach einer Feuerwaffe benannt.
Das liefert das Stichwort zu einer Erklärung des Namens Turm zum Bock. „Bock“ war die Kanone, welche für diesen Turm bereitstand. Die Liste von 1611 zählt alle Geschütze in den Speyerer Zeughäusern auf. Im Gewölbe des Vorderretscher (an der Großen Himmelsgasse) und im Erdgeschoss der Judenschul (Synagoge) lagerten mehr als 15 Stücke mit zugehöriger Munition (ohne Pulver).
Fast alle trugen Namen, manchmal sehr merkwürdige (beispielsweise „Jag den Buben!“), aber auch „Drachen“, „Bock“, „Hahn“, „Kranich“, „Greif“, „Strauß“, ferner „Bär“, „Löwenkopf“, „Widder“. Darunter sind immerhin sechs Namen von den 19 Mauertürmen der Gilgenvorstadt und drei Namen von den vier Mauertürmen der Vorstadt überm Hasenpfuhl.
Ein Zusammenhang ist unverkennbar: Man hat die Stücke gleich mit dem Namen des Einsatzturms gießen lassen. Wir haben es auch schriftlich: Der Turm zum Bock ist 1546 einer von den „fünf kleinen Türmlein“ und Streichwehren zwischen Sanct Alex Turm und dem Streiffentor, die im Falle der Notdurft mit ziemlichem Geschütz auf Rädern wohl versehen werden konnten.“ Das „ziemliche“, also passende Geschütz stand im Zeughaus bereit. Der „Bock“ dort war 1611 eine „geschüppte halbe Schlange“, das Rohr also mit einem Schuppenrelief verziert. Als Halbschlange, wie der ebenfalls geschuppte „Strauß“ und die „glatten“ Stücke „Großer Narr“ und „Hahn“, verschoss der Bock achtpfündige Kugeln, hatte demnach knapp zehn Zentimeter Kaliber; samt Radlafette wog eine solche leichte Feldhaubitze etwa 0,6 Tonnen.
Ferner lagerten in der Judenschul „512 eiserne Kugeln zum Bockh, sambt einer messenen Kugelformen [messingen], 279 Eisenkugeln zu dem Wurm oder Drachen“.
Damit wäre zwar der Name „Turm zum Bock“ von der zugeordneten Kanone hergeleitet. Warum man aber diesen einzigen ungeflügelten Namen zwischen 18 geflügelten duldete, bleibt weiter ein Rätsel, zumal der Turm weder in Bauart noch Stellung aus der Reihe fiel. Ein Geschoss hoch steht er noch im Hof der Zeppelinschule.
Turm zur Taube (1611)
Zum Leidwesen der Jugendgruppen, die hier zeitweilig ihr Heim haben und hatten, trägt der Turm den Namen eines harmlosen Vogels; auch die Kalenderfotografen nahmen lieber den grausigen Namen von nebenan und erklärten den Bau mit dem hübschen Kegeldach zum Drachenturm.
Vor 1611 wird der Turm nur unscharf genannt: 1546 „ist derselben[fünf] Thürn einer, so inn Herr Conrad Lutzen Garten steet, inwendig, gar nahe inn der Mitte, mit einem Tach zugemaurt“. 1595 wird er als der „ein mit eim halben Dach“ von zwei Türmen in der alten Schaffnerin von Kirrweiler Garten bezeichnet.