Der unbekannte Speyerer Westwall

Nahe des Flugplatzes Überreste von Munitionsbunkern für Flakstellungen des 2. Weltkriegs

Weitgehend unbekannt dürfte sein, dass sich Ruinen des Westwalls bis heute auf Speyerer Gemarkung erhalten haben. In der Nähe des Flugplatzes lagern teilweise mannshohe Reste eines Munitionsbunkers für Flakstellungen aus der Zeit zu Beginn des zweiten Weltkrieges.

Die auf etwa 100 qm verstreuten Trümmer eines dieser ehemals sechs Bunker sind im Dickicht verborgen. Aus ihnen ragen Teile von Stahlarmierungen, die stählernen T-Träger mit den Deckblechen sind längst verschwunden. Sie wurden vermutlich entfernt, nachdem eine deutsche Firma die Bunker auf Veranlassung der französischen Besatzungsmacht nach dem Krieg gesprengt hatte. Drei kleinere Ruinen gibt es nahebei,  ebenso zwei von ursprünglich sechs Flak-Bettungen (Standplatten für Flugabwehr-Kanonen).

„Die Ruinen sind Zeugnisse der Geschichte und heute wichtig Tier und Pflanzen. Als Biotop-Inseln sind sie Teil Biotop-Verbandes, eines grünen Bandes“, sagt Alexander Stein. Der 38-jährige Speyerer ist Beisitzer im Verein zur Erhaltung der Westwall-Anlagen Vewa e. V.

Etwa 40 Kilometer östlich der eigentlichen, sich von Grenzach-Whylen an der Schweizer Grenze bis  nach Kleve am Niederrhein ziehenden Abwehrlinie  Westwall wurde ab dem 1. März 1939 zwischen Speyer und Jülich die „Luftverteidigungszone West“ mit zusammen 60 leichten und schweren Flakbatterien angelegt. Das Feuer aus ihren Kanonen sollte Flugzeuge der Alliierten in eine größere Höhe zwingen. Wodurch sich der Spritverbrauch steigerte, was den Aktionsradius der Flieger verringerte. Die  Flakstellungen in Speyer sollten daher in erster Linie nicht das nahe Flugfeld oder die Rheinbrücke schützen, sondern den Weiterflug über den Rhein zumindest erschweren.

Im Lauf der Jahrzehnte wurden wie der gesamte Westwall auch die Überbleibsel der vorgelagerten Flugabwehr-Stellungen zu Rückzugsräumen für Tiere und Pflanzen. Wikipedia teilt dazu mit: „Ihre besondere Bedeutung für den Naturschutz erhalten die Anlagen aufgrund ihrer bandförmigen Anordnung in der Landschaft. Im Juni 2010 startete der Landesverband Rheinland-Pfalz des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)  das Projekt Grüner Wall im Westen. Mit diesem Projekt soll der ehemalige Westwall als erlebbares Zeitzeugnis der jüngeren Geschichte, architektonisches Denkmal sowie als wichtiger Lebensraum und Verbundachse für seltene und gefährdete Arten vor der Zerstörung bewahrt werden. Diese Verbundachse soll im Sinne eines „Denkmalschutzes durch Naturschutz“ dauerhaft gesichert werden“.

Auf Veranlassung von Alexander Stein hatte die Vewa in Zusammenarbeit mit der örtlichen Jägerschaft die Speyerer Anlage beim ersten Dreck-Weg-Tag 2016 erstmals vom Müll der Jahrzehnte gesäubert. Die Stadt unterstützte die Aktion mit Genehmigungen zum Heckenschnitt und der Freigabe durch die untere Denkmalbehörde.  (wk)