Abgerissener „Weidenberg“ lebt weiter

Bis 1972 grenzte ein Traditionsgasthaus an den St. Guido-Stifts-Platz

Unbenommen des von den Zeitläufen arg mitgenommenen Zustands:  Zu den prägenden Gebäuden des St. Guido-Stift-Platzes gehörte bis 1969 das „Gasthaus zum Weidenberg“. Sein Abriss machte viele Speyerer und Dorfbewohner aus der Umgebung fassungslos und auch traurig.

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Speyer im Mittelpunkt der Wissenschaft

Friedrich Magnus Schwerd zieht vor 150 Jahren zum Teil weltberühmte Kollegen an

Das in den letzten Jahrzehnten mehr denn je festefrohe Speyer war vor über 150 Jahren Ort einer Veranstaltung, wie sie in dieser Bedeutung in der Pfalz nie wiederholt worden ist.

Im Herbst 1861 hielt die heute um die 4000 Mitglieder große Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte ihre 36. mehrtägige Jahresversammlung in Speyer ab. Das war ein Ereignis, über das Zeitungen und wissenschaftliche Blätter in ganz Deutschland berichteten.

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Das Einhorn auf dem Dach

In Speyer steht eine der zehn ältesten Apotheken in Deutschland

Eine der zehn ältesten Apotheken Deutschlands steht in Speyer. Es ist die mit dem Einhorn im Wappen. Unter dem Namen dieses Fabelwesens 1675 erstmals genannt, wird sie jedoch schon 1457  als „Apotheke am Markt“ erwähnt. Stefan Baum ist seit 2004  der 16. Apotheken-Inhaber des vor 310 Jahren gebauten mächtigen Giebelhauses in der Maximilianstraße 23.

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Aufgezeichnet hat die Geschichte der „Einhorn-Apotheke“ Hans Richard Bornschlegel, Baums Vorgänger. Der heutige Besitzer  stellte die 24-seitige Broschüre zur Verfügung.

Demnach beauftragte der Apotheker und Bürgermeister Johann Conrad Schwanckhardt den Domstifts-Zimmermann Johann Jakob Rischer, an Stelle der beim Stadtbrand 1689 zerstörten Häuser „Zum Grünenberg“ und „Waldeck“ eine Drei-Etagen-Haus für eine Apotheke zu bauen. Sie sollte Schwanckhardts etwas weiter südlich, im nachmaligen Püttmannschen Anwesen, untergebrachte Apotheke ersetzen.

1703 war das mehrstöckige Giebelhaus mit fünf gleichförmigen Rundbogen fertig. Seitdem ist es unverändert geblieben, von Fensterrenovierungen abgesehen. Das Anwesen „zeigt die Stilmerkmale aus der Frühzeit des Spätbarock auf“ heißt in der Broschüre. Einzig eine 1,20 m hohe Einhorn-Statue aus Bronze des Speyerer Bidhauers Franz-W. Müller-Steinfurth auf dem Schopfwalmdach ist neueren Datums. Baum hat sie 2001 an Stelle ein von unten kaum zu sehenden kleinen Einhorn-Statue aus Stein aufstellen lassen.

Die Geschichte der „Einhorn-Apotheke“ beginnt bereits 1457. Archivarisch überliefert ist, dass Bischof Siegfried III. bei seinem Einritt in Speyer vor der Apotheke am Markt in der damaligen Krämergasse vom Pferd stieg. Beim Reichstag 1541 wird ein „Reinhart Benedict, apodeckher uff dem markt“ erwähnt, weil er zehn  Betten und drei Stuben zur Verfügung stellt und außerdem vier Pferde unterbringen kann.

1675 wird im Taufbuch der Predigerpfarrei ein „H. Johannes Fabricius dess Rats, Apothecker im Einhorn“ als Taufpate genannt. In einer auf Lateinisch verfaßten Visitationsurkunde 1685 (mit „unicorno“ für Einhorn) wird die Lagebezeichnung „Apotheke am Markt“ um den Namen „Einhorn-Apotheke“ ergänzt, allerdings mit dem erwähnten anderen Standort. Doch dass es sich bei der Einrichtung um eben diese Apotheke handele, gehe aus den Stadtbeschreibungen von 1679 und 1688 eindeutig hervor, ist in Bornschlegels Chronik notiert.

Stefan Baums „Einhorn-Apotheke“ ist eine von derzeit 15 in Speyer. Um 1350 werden zwei Apotheken genannt, zwischen 1569 und 1598 drei, 1599 vier. Eine fünfte lehnte der Stadtrat 1605 ab. Ab 1660 gab es nur noch die Apotheken am Markt (Alte, dann Einhorn) und in der Salzgasse (Schwanen), ab 1880 wieder drei. Nach dem Brand 1689 bestand ab 1703 für längere Zeit nur noch die mit dem Einhorn. Der wahrscheinlich erste Apotheker war 1280 ein Rudolfus, der offenbar aber keinen eigenen Betrieb hatte. Die älteste Apotheke Europas ist die zum „Löwen“ in Trier. Sie besteht seit 1241. Wolfgang Kauer (aus der Reihe: Stadtgeschichte(n) in der RHEINPFALZ, 2014); Bilder: wikimedia