Vortrag vom 01.10.12: Die Ablösung der Schraudolph-Fresken im Rahmen der großen Speyerer Domrestaurierung

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Der Referent Dr. Franz L. Pelgen, aufgewachsen „im Schatten“ des Speyerer Domes, war von 1957 bis 1961 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Großen Domrestaurierung. Er war der ständige Beobachter der Restaurierungsmaßnahmen, führte das Bautagebuch, hielt den Baubefund für die wissenschaftliche Auswertung schriftlich und in unzähligen Schwarz-weiß-Fotos fest, verfasste die Restaurierungs- und Sitzungs-Protokolle, hielt Dia-Vorträge und veröffentlichte viele Beiträge. Er war Mitglied des Bauausschusses und der Großen Sachverständigen-Kommission.

Nachdem er Restaurator Otto Schultz bei seinen – erfolgreichen – Versuchen zur Ablösung und Applizierung der Schraudolph’schen Fresken betreut hatte, holte er im Auftrag von Dompropst Karl Hofen und Prof. Rudolf Esterer und im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege bei dem international renommierten Experten Prof. Dr. Edgar Denninger (Staatl. Akademie Stuttgart) das für die Auftragserteilung an den Restaurator erforderliche Gutachten ein.

Dr. Pelgen kennt als letzter noch lebender Wissenschaftler der entscheidenden Phase der Domrestaurierung die damaligen Arbeiten wie kein anderer. Er berichtete darüber in seinem Vortrag – auch mit dokumentarischen Fotos – und war bereit, Fragen aus dem Publikum zu beantworten und mit ihm zu diskutieren. Mit 64 Gästen war dieser Vortrag äußerst gut besucht.

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Vortrag vom 10.9.12: Sportpolitik und Parteiideologie im Großdeutschen Reich

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Sportpolitik und Parteiideologie im Großdeutschen Reich: Der Konflikt der kurpfälzischen Trainerlegende Sepp Herberger mit dem oberbayerischen NS-Sportfunktionär Karl Oberhuber

Joseph „Sepp“ Herberger, der bedeutendste Trainer in der ruhmreichen Historie des Deutschen Fußball-Bundes, hatte sich in der NS-Zeit mehrfach mit politischen Eingriffen in seine Arbeit auseinanderzusetzen. Allgemein bekannt sind die Ereignisse nach dem „Anschluss“ Österreichs im Frühjahr 1938. Herberger wurde von der Reichssportführung angewiesen, für die in Paris ausgetragene Fußballweltmeisterschaft 1938 kurzfristig eine „Großdeutsche Nationalmannschaft“ mit Spielern aus der „Ostmark“ (Österreich) und dem „Altreich“ aufzustellen. Politische Willkür hatte über sportlichen Sachverstand gesiegt: Deutschland schied bereits im Achtelfinale gegen die Schweiz aus.

 

Bald darauf musste sich Herberger erneut eines politischen Gegners erwehren: Deutsche Truppen hatten bereits halb Europa im Sturm genommen, als ein bayerischer Sportfunktionär und tiefbrauner Parteibonze sich anschickte, seine Vision eines wahrhaft deutschen Angriffsfußballs durchzusetzen. Es war der Bereichssportführer Karl Oberhuber, Stellvertreter des Reichssportführers in Bayern und Chefadjutant des bayerischen Innenministers und Gauleiters Adolf Wagner, der mit superoffensivem, völkischem „Blitzkriegfußball“ Sportgeschichte schreiben wollte. Nach anfänglichen Erfolgen Oberhubers gelang es Herberger jedoch, mit dem ihm eigenen diplomatischen Geschick, seine „Defensivtaktik“ beizubehalten und den Rivalen ins sportpolitische Abseits laufen zu lassen.
Von besonderem Interesse für die pfälzische Regionalgeschichte ist die Tatsache, dass Oberhuber im Schulterschluss mit Gauleiter Josef Bürckel und gegen den Willen Herbergers das junge Spielergenie Fritz Walter vom 1. FC Kaiserslautern zum Fußball-Verein Metz nach Lothringen transferieren wollte. Aber auch mit dieser Initiative ist Oberhuber gescheitert.Der Referent: Dr. Markwart Herzog ist Sporthistoriker und leitet als Direktor die Schwabenakademie Irsee.