Im Jahre des Herrn 1898, als die Feuerwehr Speyer die 50. Wiederkehr des Gründungstages beging, überreichten die Veteranen das goldene Buch, wunderbar in Leder eingebunden und mit metallenen Beschlägen verziert. Seither ist in diesem Buch fein säuberlich eingeschrieben, was die Geschichte der Speyerer Feuerwehr rückreichend aus dem Jahr 1848 und fortgeschrieben bis 1928 betrifft.
Blicken wir also nun in die Seiten des Buches, die das Jahr 1914 behandeln. Zuerst wird von den Bränden des Jahres berichtet:
- 9. April 1914: Brand eine Schuppens in der St. Guidostraße nachts um kurz vor 3 Uhr, der voll mit Reißigholz gefüllt war. Er brannte in voller Ausdehnung. Nur wenige Minuten nach der Alarmmeldung war der Löschzug an der Einsatzstelle und hätte das Feuer alleine bewältigen können, wenn, ja wenn die haushohen Flammen nicht schon das angrenzende Dachgesims eines Tabakmagazins der Firma Stiebinger erreicht hätten und der Dachstuhl eben dieses Magazins vom Brande bedroht wurde. Daraufhin wurde die Gesamtfeuerwehr alarmiert, die die Flammen nach kurzer Zeit im Griff hatte. Gegen 4 Uhr konnte die Wehr unter Zurücklassung einer Brandwache wieder abrücken.
- 5. Mai 1914: Brand der Wachswarenfabrik Hirzegger in der Allerheiligenstraße gegen 3:30 Uhr in der Nacht. Durch die dort gelagerten brennbaren Materialien wurde das Feuer so genährt, dass es drohte, auf das Hauptgebäude überzuspringen. Die Feuerwehr bekämpfte taktisch klug das Feuer von drei Seiten, so wurde das Übergreifen letztendlich verhindert. Gegen 6:30 Uhr war jede Gefahr beseitigt.
- 30. November 1914: Brand der Scheune des Adam Süß gegen 18 Uhr auf dem Rinkenbergerhof. An den in der Scheune aufgestapelten Heu- und Strohvorräten fand das Feuer reichlich Nahrung. Die Speyerer Wehr rückte mit einer Landspritze (Pferdegezogen) zur Schadensstelle ab und konnte ein Übergreifen auf Nachbargebäude verhindern. Die Scheune brannte aber komplett aus.
- 14. Dezember 1914: Brand des umfangreichen Stallgebäudes des Pferdemetzgers Stamm in der Lauergasse um 7:30 Uhr am Morgen. Die Gesamtwehr bekämpfte diesen Großbrand mit allen Kräften. Auch hier konnte ein Übergreifen auf Nachbargebäude verhindert werden. Unter Zurücklassung einer Brandwache konnte die Wehr gegen 8:45 Uhr wieder einrücken.
Außer vorstehenden Einsätzen wurden noch einige kleinere Brände gemeldet, die jedoch teils von den Bewohnern, teils von der Nachbarschaft gelöscht wurden, so zum Beispiel in der Celluloidfabrik und im Gusswerk (Anm. vielleicht sollte das hier Gaswerk heißen?) an der Rheinhäuserstraße.
Ein weiteres, großes Kapitel ist dem Personalstand gewidmet. Aufgrund einer von der Stadtverwaltung neu eingeführten Dienstbefreiungsgebühr vermehrte sich der Mannschaftsstand um ca. 50 Mann, so dass nun ca. 350 Mann im Dienste des Florians standen. Allerdings schmolz die Mannschaft mit der Mobilmachung recht schnell auf nicht ganz 50 Mann zusammen. Um diese Lücke schnellstmöglich zu füllen, kam man auf einen recht ungewöhnlichen Einfall: Seitens des Bürgermeisteramts und des Feuerwehrkommandos startete man einen Aufruf an die Bürgerschaft, am 5. August 1914 in den Stadtsaal zu kommen. Und tatsächlich, die Versammlung füllte den Stadtsaal vollständig. Zu Ehren der Bürgerschaft sei gesagt, dass sich an diesem Abend 260 Mann aller Berufsklassen zur freiwilligen Dienstleistung bei der Feuerwehr meldeten! Mit diesen Mannschaften wurden dann 2 Übungen und im Oktober eine Inspektions- und Hauptübung abgehalten, die tadellos verlief und die volle Anerkennung des anwesenden Bezirksamtmanns sowie des Herrn Bezirksinspektors fand.
Aber nicht nur zu Feuerwehrzwecken wurde die neu gebildete Wehr herangezogen, es folgte dieselbe auch dem Rufe zur Hilfeleistung bei Ankunft der ersten Verwundeten und Lazarettzügen. Auch wurden die Wachen an den Eingängen der Lazarette bereitwilligst übernommen. Im Verlaufe des Krieges wurde dies aber andersweitig geregelt und die Feuerwehr durfte diesen Dienst wieder einstellen.
Allerdings brachten auch die jetzt folgenden vielen Einberufungen zur Fahne immer wieder große Lücken in der Mannschaft, aber auch in der Führung wurden die Reihen lichter. Im Buch umschreibt man dies aber voller Stolz, so viele Männer ehrenhaft dem Kriege zuzuführen und verweist auf diverse Auszeichungen einzelner.
Was geschah noch zu dieser Zeit? Schon damals betrieb man gute Kontakte über den Rhein hinweg und besuchte im Mai 1914 einer Einladung folgend den Feuerwehrtag der Feuerwehrvereinigung Bruchsal-Land.
Anfang Juli wurde eine Neuerung von einschneidender Bedeutung für die Wehr eingeführt. Der Klang der altgewohnten Sturmglocken auf dem Altpörtel und St.Georgenturm musste verstummen. An deren Stelle trat der neue Sturmapparat auf dem Altpörtel in Form einer Sirene.
Das war das Jahr 1914 für die Feuerwehr Speyer. Was wohl das Jahr 2014 für ebendiese bringen wird?
Wir wünschen den Männern und Frauen allzeit eine gesunde Rückkehr zur Wache.
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Quelle: Buch der Feuerwehr, Stadtarchiv Speyer