Speyer im Ausnahmezustand
Heilig gesprochener Papst Johannes Paul II. am 4. Mai 1987 zu Besuch
Der heilig gesprochene Papst Johannes Paul II. rückte Speyer fast auf den Tag genau vor 26 Jahren für sieben Stunden in die Weltöffentlichkeit.
Speyer war am 4. Mai 1987 die letzte Station einer fünftägigen Deutschland-Reise des früheren Karol Woytila (1920 – 2005). In deren Verlauf sprach das Oberhaupt der katholische Kirche zwei Märtyrer der Nazizeit selig: Am 1. Mai in Köln die in Auschwitz ermordete Ordensfrau Edith Stein, eine konvertierte Jüdin, und am 3. Mai in München den Jesuitenpater Rupert Mayer.
Den Ausschlag für den Besuch in Speyer hatte wohl der Hinweis gegeben, dass auch diese Stadt im Leben Edith Steins eine Rolle gespielt hatte. Die Philosophin und Nonne Edith Stein war zwischen 1923 und 1932 als Lehrerin an die Dominikanerinnen-Schule St. Magdalena gekommen. Im Oktober 1998 sprach sie Johannes Paul II. heilig.
Wie zuvor in den Bistümern Köln und München-Freising verursachte der Papstbesuch auch im Bistum Speyer einen Ausnahmezustand. In den Tagen vor der Ankunft in glühte das Telefon mit der städtischen Auskunftsnummer 06232 – 14447. Alles war bis ins Detail geregelt. Eingesetzt wurden 2000 Polizeibeamte, über 1600 ehrenamtliche Helfer der Kirche, viele „Städtische“, 180 Kräfte des THW, 90 Feuerwehrleute, 509 Mitarbeiter von Rettungsdiensten.
Nach Speyer kam der Papst im Hubschrauber von Augsburg aus. Dort hatte er am 2. Mai im Dom und am 4. Mai in der Basilika St. Ullrich und Afra zwei Gottesdienste gefeiert. Danach stand der Flug in die Pfalz wegen Wetterunbilden kurzzeitig in Frage. Doch das Programm konnte eingehalten werden und die Helikopter-Staffel mit Johannes Paul II landete wie geplant um 12.38 Uhr im Helmut-Bantz-Stadion.
Wenig später trug sich der Papst ins Goldene Buch der Stadt ein und fuhr danach im „Papamobil“ vom Kolb-Zentrum aus über Petschengasse, Hirschgraben, Bahnhofstraße, Altpörtel und Maximilianstraße zum Dom.
Nach dem Besuch des Gotteshauses begann um 16 Uhr auf dem Vorplatz eine Eucharistiefeier mit fast 60.000 Glaubensbrüdern und –schwestern, darunter sechs Kardinäle, 32 Bischöfe (auch der Speyerer Anton Schlembach und dessen Vorgänger Friedrich Kardinal Wetter) sowie drei Äbte. Als Kardinal dabei war Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI.
Um 18.30 Uhr traf Johannes Paul II. im Bischofshaus mit Bundeskanzler Helmut Kohl zusammen. Eine Stunde später wurde der Papst offiziell aus der Bundesrepublik verabschiedet und flog um 20.10 Uhr wieder im Hubschrauber – mit einer Zwischenlandung in Stuttgart – nach Rom zurück. – Wolfgang Kauer (aus der Reihe: Stadtgeschichte(n) in der RHEINPFALZ, 2014, Bild: Bistum Speyer)