Erster Rheinschwimmer

Erster Rheinschwimmer

65 Jahre vor dem aus Speyer stammenden, an der Fachholschule Furtwangen lehrenden Chemieprofessor und Abwasserforscher Andreas Fath passierte schon einmal ein Rheinschwimmer die Domstadt.

Klaus Pechstein aus Linz am Rhein stieg 1969 hier allerdings nicht ans Ufer wie sein Vorgänger, sondern „schwamm im gemütlichen Kraulstil daran vorbei“, wie „DIE RHEINPFALZ“ damals schrieb.

Pechstein, seinerzeit 28, war nahe der Rheinquelle bei Ilanz im Schweizer Kanton Graubünden ins Wasser gestiegen. Er durchschwamm den Bodensee, lief um den Wasserfall bei Schaffhausen herum und erreichte nach 30 Tagen, 268 Schwimmstunden und 1224 Kilometern bei Hoek van Holland die Nordsee. Gesponsert wurde der Silberschmied von einem Schlauchboot- und einem Tauchanzug-Hersteller.

Auf seiner achten Etappe, die ab Karlsruhe an Speyer vorbei ursprünglich bis Mainz führen sollte, ging es dem ersten Rhein-Langdistanzschwimmer „ausgezeichnet“. Das jedenfalls erklärte er der RHEINPFALZ, die ihn und seine zwei Schlauchboot-Begleiter per Wasserschutzpolizei-Schiff „zwischen Rheinkilometer 396,5 und 399,5“ aufsuchte. Der Kollege notierte: „Mit einer Geschwindigkeit von knapp sechs Minuten je Kilometer passierte Klaus Pechstein Speyer im Taucheranzug. Bei einer Wassertemperatur von 16 Grad kraulte er gemütlich durch das schmutzige, trübe Wasser. Auf dem Rücken treibend, nahm er gerade eine Mahlzeit von Haferflocken und Milch zu sich“.

„Ausgezeichnet“ sollte es Pechstein noch bis kurz hinter Ludwigshafen gehen. Dann aber schluckte er versehentlich von der Brühe, in der er schwamm. Die BASF und andere Industrien leiteten damals Abwässer ungefiltert in den Rhein, sodass eine Zeitungsagentur witzeln konnte: „Er war eines der wenigen lebenden Wesen im Fluss“. Der Schwimmer bekam Magenkrämpfe und stieg daher schon bei Gernsheim aus den Fluten. Am Tag darauf hatte er sich erholt.

Speyer übrigens hatte Klaus Pechstein wohl nur verschwommen wahrgenommen. Es herrschte zeitweise Nebel, so dass sich er und seine Bootsbegleiter wegen des seinerzeit noch starken Schiffsverkehrs nah am Ufer halten mussten. (wk)

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