Glasmalereien in der Gedächtniskirche

Glasmalereien in der Gedächtniskirche

Speyer rückt 2017 als 500-jährige  Reformationsstadt europaweit in die  Öffentlichkeit. Dabei wird einer ihrer kulturellen Schätze besonderen Anklang finden. Es sind die Glasmalereien der in der Pfalz eher als „Retscherkärch“ bekannten Gedächtniskirche der Protestation. Sie erstrecken sich über zwei Geschosse des Gotteshauses und zieren es seit dessen Einweihung am 31. August 1904.

„Es ist einer der umfangreichsten erhaltenen  Glasmalereien-Zyklen“ hat Anke Elisabeth Sommer festgestellt. Die promovierte Glasmalerin, Kunst- und Bauhistorikerin aus Wörth arbeitet als selbständige wissenschaftliche Autorin und hat ein an Text und Farbfotos umfangreiches Buch über die „Glasmalereien der Protestantischen Landeskirche der Pfalz“ veröffentlicht. Über die gläsernen Kunstwerke der „Retscherkärch“ sprach die auch als Dom-Führerin tätige Wissenschaftlerin bei der Mitgliederversammlung des Bauvereins Gedächtniskirche Speyer im Martin-Luther-King-Haus.

Die in neun Werkstätten des damaligen deutschen Kaiserreiches gefertigten 36 monumentalen Glasmalereien prägen die Kirche auf rund 1000 Quadratmetern. Programmatik, Motive und  Techniken der Künstler, zu denen auch der „Dom-Maler“ Johannes Schraudolph gehörte, wurden durch den Umstand beeinflusst, dass die im 16. Jahrhundert untergegangene Glasmalerei und Bleiverglasung um 1800 wieder aufblühte. Der zwischen 1825 und 1848 regierende Bayern-König Ludwig I. war einer der wichtigsten Förderer dieser Kunst, als Stifter trat er dagegen in seinem „Rheinkreis Pfalz“ nicht in Erscheinung. Anders der deutsche Kaiser Wilhelm II..

Nicht unerhebliche Summen steuerten andere Adlige und Privatleute bei, auch Speyerer aus dem gehobenen Bürgertum. So ist auf einem Gemälde die Schwester der Stifterin Karoline Jacobi, auf einem anderen zwei vermutlich aus Speyer stammende Wandersmänner (das Fenster stifteten Witwe und Familie des Konditors Ihm). Im sogenannten Weihnachtsfenster mit der Verkündigung der Ankunft des Gotttessohnes sind ein Hirtenmädchen und zwei Hirtenjungen als Kinder des stiftenden Fabrikanten Hermann Wellensiek auszumachen.

Die Glasmalereien veranlassen Besucher immer wieder zu Fragen. Die beantworten ausliegende Flyer mit QR-Codes, die per Handy abrufbare Texte zu den Fenstern enthalten.  – wk