Herr Lind lebt heute in München. Das Ehepaar Kolbinger hat keine Mühen und Kosten gescheut, um Walter Lind in München für die Bezirksgruppe Speyer zu befragen. Es hat sich gelohnt, da der echte Speyerer vieles aus seiner Jugend zu berichten weiß.
Die Bezirksgruppe Speyer im historischen Verein der Pfalz e.V.
Herr Lind lebt heute in München. Das Ehepaar Kolbinger hat keine Mühen und Kosten gescheut, um Walter Lind in München für die Bezirksgruppe Speyer zu befragen. Es hat sich gelohnt, da der echte Speyerer vieles aus seiner Jugend zu berichten weiß.
Nur ein Schild erinnert an das berüchtigtste Speyerer Gefängnis am Fischmarkt
Seit die Jugendarrestanstalt in der Hagedornsgasse vor Jahrzehnten in der Schifferstadter Jugendstrafanstalt aufging, hat Speyer kein Gefängnis mehr. Früher gab es mehrere. An eine der am meisten gefürchteten, weil mit Folterungen verbundenen Speyerer „Knäste“ erinnert ein Schild an einem mehrgeschossigen Wohnhaus am Fischmarkt.
„Auf dieser Stelle stand mehrere Jahrhundert lang ein peinliches Gefängnis, zum Salzturm genannt. Dieser dumpfe Kerker wurde niedergerissen und umgestaltet im Jahre 1819“ (peinlich kommt aus der Strafprozessordnung und bedeutet „Leib und Leben betreffend“). Er soll laut des Speyerer Historikers Fritz Klotz 1280 erbaut worden sein und war Bestandteil des 21 ähnliche Bauwerke umfassenden Turmrings um die Innenstadt. Für seine Verteidigung in Kriegszeiten hatte die Zunft der Salzgießer, Seiler und Ölhändler aufzukommen.
Der Salzturm war 8,64 m hoch, 4,6 m breit und hatte vier Geschosse. Im untersten wohnte der Bettelvogt, der unter anderem Vagabunden zu beaufsichtigen hatte. Vermutlich war er auch für die Gefängnisinsassen zuständig; ob auch für deren „Befragung“ ist nicht gewiss.
Die besorgten vermutlich Henker und ihre Gehilfen. Jedenfalls wurde nach den Angaben eines Scharfrichters aus Neustadt die „Marterkammer“ im dritten Stock des Speyerer Salzturms noch 1733 neu ausgestattet. „Glanzstück“ war ein Streckapparat. An ihm wurden Delinquenten mit nach hinten gezurrten Armen und am Boden festgebundenen Füßen so lange hochgezogen, bis sie zur Aussage bereit waren. Unter der „Marterkammer“ befanden sich die sogenannten Blöcke, zwei aufeinander gefügte Balken mit Ausschnitten für Kopf und Hände und einem Halseisen. Um die Opfer noch mehr zu strafen, waren diese Blöcke in schmalen, nicht ganz zwei Meter hohen Holzhäuschen untergebracht, durch die kein Licht fiel.
Klotz: „Das Ende des Salzturms als Ort des Schreckens kam vermutlich in den Tagen der Französischen Revolution, als im Zeichen der erwachenden Freiheit die althergebrachten Marterinstrumente verbrannt oder zerschlagen wurden“.
In Speyer wurden lange Gefängnisstrafen nur selten verhängt. Zwar gab es genug Inhaftierte, doch die warteten meist nur auf ihren Prozess, waren Untersuchungsgefangene. Der Grund, warum Verurteilte eher der Stadt verwiesen oder aber vom Leben in den Tod befördert wurden, war einfach: Ihr Aufenthalt im Knast kostete Geld. Sie aufzufordern, für ihr Dasein hinter Mauern selbst aufzukommen, war sinnlos – die meisten waren bettelarm.
Eingesessen werden musste in der Regel für Delikte wie kleiner Diebstahl, Betrug, Ehebruch, leichtfertiger Lebenswandel. „Liederliche Dirnen“ kamen ins „Betzenloch“ des Altpörtels oder in die „Hurenstube“ des St. Georgen-Hospitals. Als Gefängnisse für Männer dienten vorwiegend der Weiße und der Rote Stadtturm, der Juden- und der Salzturm, das Alt- und Neupörtel. Ferner gab es Gelasse im Hospital und unter dem Rathaus.
Die Gefängnisse wurden aber oft Jahre lang nicht benutzt. Einige befanden sich in desolatem Zustand. Ausbrüche waren nicht eben selten; 1765 stürzte ein Häftling aus Venningen bei der Flucht aus dem Salzturm ab und starb kurz darauf.
In einigermaßen gutem Zustand befanden sich 1626 das Gefängnisstübchen im Hospital, das Salzturm-Blockhaus, der „Backofen“ in der Elendherberge, der Weiße Turm, das Alt- und Neupörtel. Die anderen Haftlokale präsentierten sich verwahrlost, wie eine vom Rat in Auftrag gegebene richterliche Untersuchung ergab. Der Rote Turm hatte sogar keine Pforte mehr.
Wer einsaß, wurde nicht selten krank. Mangels richtiger Ernährung und wegen des Zustands der Zellen. 1774 wurde ein Gefangener lange Zeit in dem „Behältnis“ unter dem Rathaus gehalten, „einem finsteren, feuchtkalten Loch“. Wenn Häftlinge wegen ihrer Erkrankung besser untergebracht und ernährt wurden, war es oft zu spät. – Wolfgang Kauer
Turm zum Falken (1611).
Der Falke ist der erste Raubvogel in unserer Reihe. Noch 1632 umschreibt Jakob Grenicher unsicher: Turm in Franz Gabels Garten. Er wurde erst 1958 wegen des Kindergartens abgerissen.