Die Kaiser vom Domgarten

Die für 2015 vorgesehene Teilsanierung der Dom-Vorhalle lenkt den Blick auf ein Vorhaben in der Nazi-Zeit. In der Vorhalle der Kathedrale sollten die vier im Domgarten postierten Figurengruppen um die in Speyer begrabenen Salier-Kaiser stehen. Die Denkmäler sind seit etwa fünf Jahrzehnten im Domgarten postiert, nachdem sie etwa 20 Jahre lang im Hof des Staatsarchivs „verwahrt“ worden waren.

Die Geschichte der Steinplastiken von Kaiser Konrad nebst Gattin Gisela und der Kaiser Heinrich III., IV und V. ist nicht allgemein unbekannt. Sie wurde 1994 im Band 92 der Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz dargestellt und steht im Zusammenhang mit dem um 1939/40 geplanten gigantischen „Gegendom“.

Das Steinquartett im Domgarten ist ein Auftrag des nationalsozialistischen Reichsinnenministers Wilhelm Frick im März 1937 an den Bildhauer Ludwig Cauer aus Bad Kreuznach. Frick stammte aus dem nordpfälzischen Alsenz und hatte sich als sein „Werk in der Heimat“ die Umgestaltung des Speyerer Doms vorgenommen. Dem Künstler kam die Bestellung vermutlich sehr gelegen. Er hatte bereits 1927 Skizzen zu diesem Thema angefertigt und sie bei der Dom-Ausstellung 1930 präsentiert. 1934 wurden die Entwürfe in der Preußischen Akademie der Künste in Berlin ausgestellt. Schon damals hatte Cauer die Figuren Konrads II. und Giselas geschaffen. Frick hatte offenbar davon gehört oder sie gar gesehen.

Die vier Figurengruppen sollten 1938 in den Nischen der Domapsis (halbrunder Chorraum) aufgestellt werden. Das aber lehnt Bischof Ludwig Sebastian ab. Das war den Nazis eine Lehre: Sie fragten weder den Bischof noch das Domkapitel, als sich eine dreizehnköpfige Kommission am 2. Dezember 1938 im Dom traf und beschloss, die Salierkaiser in der Vorhalle zu platzieren. Dafür sollten die dort postierten, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Herrscherdenkmäler in die Kaiserhalle über der Vorhalle umquartiert werden.

Bischof und Domkapitel lehnten auch das ab. Daraufhin wiesen Oberbürgermeister Leilling und Museumsdirektor Sprater in einem Brief auf die möglichen Folgen hin, zumal der Reichsinnenminister „starkes Interesse“ an dem Plan habe. Das Domkapitel gab bei, wenn auch unter Vorbehalt. Vor geplanten Aufstellung in der Domvorhalle wurden die vier Figurengruppe noch zu einer Ausstellung nach Berlin transportiert, fanden dort aber nicht die Zustimmung aller Experten.

Die Salier-Denkmäler sollten einer weitgehenden Umgestaltung des Doms vorangehen. Den besichtigte Hitlers Star-Architekt Albert Speer im Juni 1939 und machte sich offensichtlich Gedanken um bauliche Veränderungen. Mehr noch: In einem anonymen Schreiben an Domkapitular Heußner wurde am 27. Februar 1941 mitgeteilt, dass „in Kürze eine Ausgestaltung des Doms als Nationalheiligtum in Auftrag gegeben wird“. Und in diesem Zusammenhang aus der Bischofswohnung im bischöflichen Palais die Unterkunft für eine „Ewige Wache“ der Dom-Kaisergräber werden sollte.

Zu alldem kam es nicht mehr. Erst machte der „Gegendom“ den Plan der Veränderungen im und am eigentlichen Dom ein Ende, dann bereitete das vorgeschrittene Kriegsgeschehen allen Plänen den Garaus.(wk/Die Rheinpfalz)

 

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