Altpörtel vor Verfall gerettet

 

1966 endete zehnjährige erste Sanierungsaktion – „Wieder fest und sicher“

 

Seit 1997 zieht das vorweihnachtliche Feuerwerk „Altpörtel in Flammen“ stets Tausende von Besuchern in die Speyerer Innenstadt, am 15. Dezember wird es zum zweiten Mal im Advent 2016 so sein. Vermutlich nicht alle dürften wissen, dass sie das Spektakel nur erleben können, weil einer der schönsten Stadttortürme Deutschlands in einer vor 60 Jahren beendeten zehnjährigen ersten Aktion vor dem Verfall gerettet worden ist.

1966 meldeten Zeitungen im Südwesten „Das Altpörtel in Speyer steht wieder fest und sicher“. In jenem Jahr waren die 1956 begonnenen Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Sie hatten an Planer und Bauleute von Stadtbauamt und Landesamt für Denkmalpflege hohe Anforderungen gestellt.

Denn die Last des zwischen 1707 und 1710 erneuerten Dachstuhls ruhte nicht mehr auf den Mauern des Turmschaftes. Sie drückte auf die umlaufende Galerie, die dadurch bereits weitgehend zerstört war. Lange Risse durchzogen das Mauerwerk, zudem hatte Insektenfraß das Gebälk stellenweise so morsch gemacht, dass es faulte.

Aus Unterlagen des Stadtarchivs geht zudem hervor: Der unterirdisch vorbei fließende Speyerbach hatte das 55 m hohe Altpörtel „ins Schwimmen“ geraten lassen – der Torturm war eigentlich ohne festen Stand. Schon 1926 wurde bei Kanalisationsarbeiten in der Turmdurchfahrt festgestellt, dass das Fundament des Altpörtels nur knapp drei Meter in die Tiefe geht und auf Sandboden steht. Anmerkung in einem Zeitungsbericht: „Fachleute schaudern“.

Den Plan, das „Gegenstück“ zum Kaiserdom vor dem Verfall zu retten, fasste die Stadtverwaltung anfangs der 1950-er. 1952 wurden Turm und Baugrund genau untersucht, Gutachten eingeholt, mit den Vorarbeiten zur Sanierung begonnen. 1956 fingen die eigentlichen Rettungsmaßnahmen an, Turm und Baugrund wurden genau untersucht. Um zu verhindern, dass das Turmdach herab brach, wurde es an seinem Fuß mit einem Eisen-Beton-Ring umklammert.

Danach erneuerten Steinmetze das Mauerwerk der Galerie. Ferner wurden Stahlrohre zur Stütze des Turmmauerwerks montiert, und um dem Turmschaft mehr Festigkeit zu geben, drei Zwischendecken aus Beton eingezogen. Dem Torturm zusätzlich Halt geben seitdem zwei an der Ostseite auf ganzer Höhe verlaufende Siegel aus Eisenbeton.

Im Innern wurde die ins Obergeschoß führende Treppe erneuert. Außerdem wurde der alte Turmeingang in der Durchfahrt geschlossen und in der Fußgängerpassage zum Nachbaranwesen eine Eingangstür eingelassen.

Die Sanierungsmaßnahmen kosteten laut alten RHEINPFALZ-Berichten „Hunderttausende von Mark“, ein genauer Betrag ist nicht mehr festzustellen. Ebenso nicht die Summe, die das 1956/57 gegründete Kuratorium „Rettet das Altpörtel“ einbrachte und bei der „die Speyerer viel Bürgersinn bewiesen“ hätten. Für die anlässlich des Jubiläums „2000 Jahre Speyer“ folgenden Sanierungsarbeiten und der Innenausbau mit Treppenaufgang wurden 1,5 Millionen Mark aufgebracht, schrieb der frühere Oberbürgermeister Werner Schineller in der Ausgabe Winter 1989/90 der Vierteljahreshefte des Verkehrsvereins.  – Wolfgang Kauer

Altpörtel

Altpörtel (1452); Altes Burgtor. Der jetzige frühgotische Bau (um 1230) hatte einen Vorgänger, der genauso hieß (vetus porta, 1197). Wenn also schon in romanischer Zeit das Tor alt war, so will das einiges heißen; die meisten Speyerer Tortürme sind doch 100 Jahre jünger und gotisch. 1197 hatte die Innenstadt längst ihre Nordgrenze am Hirschgraben erreicht. Sie umfing das Guidostift und kam fast in Schussweite an das umwehrte Dorf Spire heran, dessen Judensiedlung und Judenfriedhof gesondert ummauert waren. In romanischer Zeit hatte auch die Speyerer Mauer nicht viele Türme; die (vor 1197) zum Alttor neu hinzugekommenen Tore dürften reine Mauertore gewesen sein. Man stößt da auch auf den Kontrastnamen Neupörtel. Dieses knapp 300 Meter entfernte, nächste Tor am Westende des Viehmarktes (Ludwigstraße) ist erst in gotischer Zeit durch einen Turm ersetzt worden, ähnlich wie das Altpörtel und das Rheinpörtel (Weißes Tor). Die Erweiterungsschübe in salischer Zeit, vor 1100, gingen nach Norden und setzten dort neue Tore. Doch nicht etwa das Weidentor, das jüngste der Nordtore, heißt Neupörtel. Es ist eben anzunehmen, dass bereits vor 1197 auch ein neues Tor nach Südwesten die übervölkerte Stadt öffnete. So hat der sprachlich klare Name Altpörtel zu tiefgründigen Erwägungen geführt, zumal dieses Tor seit dem Bau des salischen Domes das wichtigste Stadttor war. Von seinen vielen Namensformen war Altes Burgtor die gebräuchlichste, “Albertustor” als Übersetzung von pfälzisch Albertl ins hochdeutsche die abwegigste.