Die Sonnenbrücke

Die Sonnenbrücke ist die einzige, noch fast im ursprünglichen Zustand erhaltene mittelalterliche Brücke in Speyer. Vor 1242 zum erstenmal genannt, hieß sie damals noch „Nikolausbrücke“.

Nördlich des Kaiserdoms, ganz in der Nähe des heutigen Ehrenmals für gefallene Pioniere, stand im Mittelalter eine kleine Kapelle, Sankt Nikolaus geweiht. Der nahe Stadtmauerturm – den im übrigen die Speyerer Schneider zu verteidigen hatten – und die zur Brücke führende Gasse erhielten deshalb den gleichen Namen wie die Kapelle. Darum zunächst auch „Nikolausbrücke“.

 

Woher aber kommt der heutige Name, „Sonnenbrücke“?

Er entstand vermutlich im 16. Jahrhundert, als sich auf der nördlichen Bachseite, seit mindestens 1574, eine Herberge, das Wirtshaus „Zur Sonne“ etablierte. Die Sonnengasse, in Verlängerung der Brücke, führte also schon in die Hasenpfuhl-Vorstadt des mittelalterlichen Speyers. Als die Franzosen unter General Montclar 1689 die gesamte Stadt brandschatzten, wurde auch die Sonnenbrücke beschädigt, bald darauf aber wieder instandgesetzt.

Wie heute noch an verschiedenen Stellen zu sehen ist, bestand die in zwei Bögen über den Speyerbach gespannte Brücke aus typisch gotisch bearbeiteten Großquadern. Die charakteristischen Zangenlöcher beweisen dem Baukunst-Interessierten die spätmittelalterliche Entstehungszeit. Bögen und Brüstungen erneuerte man aber nach der 1689er Beschädigung in Backstein. Erst im 19. Jahrhundert, bei einer Brückenerweiterung, erhielt die westliche Brüstung anstatt des Mauerwerks ein Eisengeländer. Doch seit Frühjahr 1987 erstrahlt das mittelalterliche Prunkstück in neuem, „ursprünglichem Glanz“. Denn nach der Renovierung erscheinen beide Brüstungen wieder wie früher als Backsteinmauerwerk, mit den aus barocker Zeit charakteristischen angemauerten Sitzbänken. Damit das „Brücken-Schmuckstück“ von Speyer noch lange erhalten bleibt, darf sie nur als Fußgänger- und Radfahrerverbindung genutzt werden.

 

Im 18. Jahrhundert verband sich mit der Sonnenbrücke außerdem eine heutzutage heiter anmutende Gesetzesvorschrift. Denn die alte Hasenpfühler-Zunftordnung von 1702 schreibt: „Trüge sich zu, dass einer (Schiffer), an dem die Ordnung wäre abzufahren, deshalb nicht fahren wollte, dass es keine ganze Fahrt und vollkommende Ladung ist, so mögen die anderen Mitzünftigen nach altem Gebrauch auf der Sonnenbrücke um solche Fahrt werfen“. Aliae iactae sunt.

Hier noch einige Informationen über die im Herbst 1986 begonnenen Sanierungsarbeiten am Prunkstück der Speyerer Brücken. Der sehr schlechte Bauzustand – entstanden durch zu hohe Verkehrsbelastungen und Umwelteinflüsse – machten es erforderlich, die Brücke für den gesamten Kraftfahrzeugverkehr zu sperren. Die statisch-konstruktive Untersuchung ergab, dass die Sperrung auch nach der Sanierung erforderlich war.

Wegen der fehlenden Isolierung und der Durchfeuchtung des Bauwerks waren Schäden an den Mauerziegeln, vor allem durch Tausalze, entstanden. Dies führte zum Teil zu einer völligen Zerstörung der Steine. Weiterhin zeigten sich durchgehende, bis zu 10 cm breite Risse an den Gewölbeuntersichten.

Die westliche Stirnwand hatte sich ebenfalls bis zu 10 cm nach außen verschoben. Zu weiteren Rissebildungen hat mit Sicherheit auch die unsachgemäße Befestigung der Gehwegverbreiterung aus dem 19. Jahrhundert beigetragen. Die Stahlkostruktion dieser Verbreiterung war durch Korrosion ebenfalls sehr geschwächt.

Nach einem Beschluss des Bau- und Planungsausschusses der Stadt sollte in erster Linie die Bausubstanz erhalten bleiben und die Sanierung unter Mitwirkung des Landesamtes für Denkmalpflege (Mainz) nach historischen Plänen erfolgen.

 

Zunächst musste der gesamte alte Pflasterbelag entfernt und die westliche Brückenverbreiterung abgebrochen werden. Der aus spätmittelalterlichen Quadern bestehende Pfeiler blieb dabei erhalten. Danach erfolgte die Freilegung der beiden Gewölberücken. Nun konnte eine Spezialfirma die Mauerwerksanierung ausführen.

Die Verschmutzung sowie der Algen- und Moosbewuchs wurde durch leichtes Sandstrahlen entfernt. Danach erfolgte der Steinaustausch bzw. die Ergänzung am Mauerwerk mit handgefertigten Vollmauerziegeln in Klosterformat. Anschließend wurde die Verfugung mit besonderem Traßkalkmörtel ausgeführt und die Risse mit gips- und sulfatbeständigem Mörtel verpresst.

Die Sicherung der westlichen Stirnwand und der Gewölbekappen erfolgte mit horizontal eingebauten Nadelankern aus Spezialstahl. Zur weiteren Stabilisierung der beiden Gewölbe wurde die Baugrube nicht mit kiesigem Material, sondern mit Beton (ca. 100 cbm) bis über den Gewölbescheitel aufgefüllt.

Im Anschluss an diese Arbeiten konnten die westliche Brüstungsmauer, mit der dazugehörigen Sitzbank, und die abgetragene östliche Sitzbank mit neuen handgeformten Vollziegeln in Reichsformat wieder aufgemauert und somit dem vorhandenen Verband angepasst werden.

Entsprechend der historischen Ausführung der Ostseite erhielt die westliche Brüstungsmauer einschließlich Sitzbank Sandsteinabdeckungen. Vor Wiederherstellung der Oberfläche mit dem vorhandenen Natursteinpflaster wurde die gesamte Brücke mit einer horizontalen Isolierung versehen.

Die Gesamtkosten für die Sanierung und die Oberflächenbefestigung betrugen rund 250000 Euro. Mit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten konnten die denkmalpflegerischen Auflagen erfüllt und der historische Zustand des Bauwerks wiederhergestellt werden.

 

 

Von alten Steinkreuzen

In der Umgebung von Speyer stehen einige verwitterte Sandsteinkreuze. Sie sind grob zugehauen und zeigen – mit einer Ausnahme – weder Schriftzeichen noch Jahreszahl. Teils hat man sie mit der Schlacht am Speyerbach im Jahre 1703 in Verbindung gebracht, teils sollen sie an Mord und Totschlag erinnern. Wie dem auch sei, der Phantasie bleibt viel Spielraum.
Im Schifferstadter Wald stehen zwei dieser Kreuze. Das eine, aus weißem Sandstein, findet man etwas südostwärts der Ranschbrücke. Es hat eine Höhe von 1,35 m. Der östliche Kreuzarm ist abgebrochen und eine Eisenklammer hält den Kreuzstamm am Sockel fest. Als einziges Zeichen erkennt man das Schifferstadter Hufeisen, ein Wappenzeichen, das auch auf den Grenzstein eingemeißelt und wohl eine spätere Zutat ist.
 
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Im Waldgewann „Kleines Land“ findet man 150 m ostwärts von Kilometerstein 4 und in etwa 30 m südlich der Schifferstadter Straße das zweite Kreuz. Es ist aus Rotsandstein und 1,55 m hoch.

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In der Gemarkung von Harthausen befinden sich ebenfalls zwei derartige Steinkreuze. Eines steht in der „Heid“ beim Modenbach und hat eine Höhe von 1,05 m. Das andere findet man in einer Wiese, westlich der Straße nach Hanhofen. Am oberen Kreuzarm ist die Harthausener Bannmarke – das Pflugmesser – eingemeißelt. Diese beiden Kreuze wurden von einem verdienten Speyerer Heimatforscher Dr. Grünenwald ausführlich beschrieben (s. Palatina S. 124).100_7779

 

Im Speyerer Wald findet man in der Nähe des Rinkenberger Hofes, südlich der Schifferstadter Straße, ein Steinkreuz mit der nicht mehr vollständigen Inschrift: „.. IG DES LORENZ HEISELS“. Es ist etwa 70 cm hoch. Schon die Inschrift verrät, dass dieses Kreuz in Verbindung mit der untergegangenen St.-Laurentius-Kapelle von Rinkenberg steht. Es ist das einzige derartige Kreuz in der Speyerer Umgebung, über das die schriftlichen Quellen Auskunft geben. Das Speyerer Ratsprotokoll von 1616 meldet darüber: „Ao (Anno) 1616 ist das monumentum uf den platz wo die lorentzen Capele gestanden und abgangen, ufgerichtet worden mit der aufschrift in stein gehauen: WARZEIG DES LORENZ-HEISELS“. Vermutlich wurde es bei der Abtragung des „Lorenzen-Buckels“ – dieser lag ja nördlich der Schifferstadter Straße und auf ihm stand die Kapelle – an seine heutige Stelle gesetzt.

Bis in die dreißiger Jahre stand ein Steinkreuz von 1,30 m Höhe an der Straße nach Dudenhofen, gegenüber der Gießerei J.Vogel (heute Dudenhoferstr. 6-8). Am Schnittpunkt der Kreuzbalken war eine Schere eingemeißelt. Darunter befand sich eine schildförmige Vertiefung, in die wohl ursprünglich eine Metallplatte eingelassen war. Dieses Kreuz ließ Dr. Grünewald im Oktober 1924 wieder aufrichten und beschrieb es auch ausführlich (s. Palatina 1924, S. 174: Das Kreuz am Schützenbuckel). Wo ist es heute? Der Speyerer Geschichtsschreiber und Konrektor Georg Litzel (1694 – 1761) berichtet in seinen Schriften von einer ganzen Anzahl solcher Kreuze. Zu seiner Zeit (1747) standen an der Straße nach Worms „auf einem Platz über 30 steinerne Kreuze, da eine ganze Hochzeitsgesellschaft, die vom Spitzenrheinhof zurückkam, von feindlichen Reutern (Reitern) angegriffen und umgebracht worden“. Die Erzählung von der Hochzeitsgesellschaft ist wohl eine Sage.

In Dudenhofen standen bis 1863 an der Straße nach Harthausen drei Steinkreuze. Über ihr Aussehen und ihre Form ist nichts bekannt. Die Kreuze von Dudenhofen, Harthausen und das vom Schützenbuckel in Speyer werden mit der Schlacht am Speyerbach im Jahre 1703 in Verbindung gebracht. Diese Annahme ist aber sehr zweifelhaft. Derartige Kreuze sind im allgemeinen älter. Im Mittelalter war ein Totschläger oder dessen Angehörige verpflichtet, zur Buße an der Mordstelle oder in deren Nähe ein steinernes Kreuz, das „Sühnekreuz“, errichten zu lassen. Die Vorübergehenden sollten am Kreuz ein kurzes Gebet für die Seele des Erschlagenen sprechen. Daher fanden diese Kreuze zumeist an Wegen Aufstellung. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts kam diese Sitte außer Gebrauch, da der „Ewige Landfrieden“ und die Halsgerichtsordnung statt der Bußen bestimmte Strafen festsetzten. Aber auch weiterhin wurden derartige Kreuze errichtet, allerdings nicht mehr als Sühnekreuze, sondern als Erinnerungsmale an einen Unglücksfall bei Gewitter, beim Holzmachen, bei der Jagd usw. Dieser Erinnerungsmale wurden von den Angehörigen aufgestellt. Generationen später war der Anlass dazu beim Volk oft schon vergessen, und nun wurden sie, gleich den Sühnekreuzen, mit Mord und Totschlag in Verbindung gebracht.

Namen sind auf den Sühnekreuzen verständlicherweise nicht zu finden. Der Täter oder dessen Angehörigen wollten der Nachwelt so wenig wie möglich von der Tat berichten.
Es kommt auch vor, dass solche Kreuze als Grenz- oder Gemarkungszeichen Verwendung fanden und daher mit der jeweiligen Bannmarke versehen wurden (das Kreuz beim Hanhofener Weg und das bei der Ranschbrücke). Einem ähnlichen Zwecke diente wohl das ehemalige Kreuz am Otterstadter Weg. Mit einem danebenstehenden Gemarkungsstein zeigte es die Gemarkungsgrenze zwischen Speyer und Otterstadt an. Auf dem Speyerer Flurplan von 1715 ist das Kreuz noch eingezeichnet. Heute erinnert daran der Gewannname „am Kreuz“. An der Stelle, wo einst dieses Kreuz stand, befinden sich heute eigentümlicher Weise zwei sich berührende Grenzsteine. Vielleicht soll einer von ihnen die Stelle des verschwundenen Kreuzes markieren. Das ist durchaus möglich, da früher abgebrochene Grenzzeichen – und das Kreuz diente ja als Grenzzeichen – an Ort und Stelle durch neue ersetzt wurden.

Quelle: Beiträge zur Speyerer Stadtgeschichte Heft 1, Fritz Klotz, Stadtgeschichtliche Miszellen

Weiterführende Informationen zu Steinkreuzen auf Sühnekreuz.de

Schanzen um Speyer

Im Rheinwald südostwärts der Stadt liegt zwischen den Waldgewannen „Unterer Salmengrund“ und „Ratswörth“ eine kleinere Waldparzelle, genannt „Schänzel“. Der Name erinnert an eine ehemalige Befestigungsanlage. Wer sich die Mühe macht und das „Schänzel“ aufsucht – wohlgemerkt aber in einer schnakenfreien Zeit – der findet tatsächlich in diesem Gewann die Reste einer kleineren Schanze. Gar so leicht ist das „Schänzel“ aber nicht zu entdecken. Ganz in der Nähe einer Buchenwaldung, etwa 9 Meter vom Leinpfad entfernt, stößt man schließlich auf die Nordostecke des „Schänzels“. Bei niederem Wasserstand lässt sich die Schanze leicht „erstürmen“, d.h. wenn nicht gerade die Schnaken einen Angriff auf das von Buschwerk überwachsene Gelände vereiteln. Die ungefähren Maße der Schanze mag die Skizze verdeutlichen.

Schanze

Geschichtliche Nachrichten über diese Schanze sind nicht zu finden.  Vielleicht deutet das darauf hin, dass sie gar nicht so alt ist und in den Revolutionskriegen entstand. Erst im Urkataster von 1820 ist sie deutlich verzeichnet. Gegenüber, auf der anderen Rheinseite, liegt das Südende von Altlußheim. Dieser Umstand dürfte für ihre Anlage maßgebend gewesen sein. Ursprünglich lag ja die Schanze nur wenige Meter vom Rheinufer entfernt.
Ganz in der Nähe, an der Rheinhäuser Fähre, lag ebenfalls eine Schanze. Sie wird schon 1642 erwähnt und war etwa 30 Schritte vom Ufer entfernt. Im Mai 1653 ertrank ein Metzgerknecht. Seine Leiche wurde „in der großen Schanz gefunden und im Hospitalkirchhof begraben“. In einem Plan aus dem Jahre 1788 wird die Schanze bei der Fähre als „Alte Schanz“ bezeichnet und in allen Einzelheiten dargestellt. Der quadratische Innenraum maß etwa 20 mal 20 Meter. Sie entsprach also in etwa dem „Schänzel“. Heute ist von der Schanze an der Fähre nichts mehr erhalten. Man könnte vielleicht einen größeren Wassergraben im Walddickicht zwischen Fähre und Hochwasserdamm als letzten Rest dieser Schanze betrachten.
Westlich der Stadt, am Burgweg, heißt ein Gewann am Woogbach-Hochufer „an der großen Schanz“. Von hier aus hat man einen weiten Blick. Das und die Nähe des Schwalbenbrunnens, mag zur Anlage der „Großen Schanz“ bestimmend gewesen sein.
Gegenüber, an der Grenze zwischen Speyer und Dudenhofener Gemarkung, lag einst ebenfalls eine Schanze. Entstanden ist sie wohl um das Jahr 1745, als die Franzosen auch am Germansberg Gräben aufwerfen ließen, denn in einem Plan aus dem Jahre 1756 wird sie als „französische Redutte“ aus dem „letzten franz. Krieg“ bezeichnet. An sie erinnert kein Flurname mehr.
Nördlich der Stadt, bei der Siedlung, heißt ein Gewann an der Straße nach Waldsee ebenfalls „Schänzel“. Von einer Schanze ist in den alten Karten nichts zu finden.
Zwischen Berghausen und Heiligenstein heißt eine beherrschende Anhöhe heute noch „Schänzelberg“.
Im Schifferstadter Wald finden wir im Gewann „Schanze“ einen etwa einhundert Meter langen Erdwall von durchschnittlich 1 Meter Höhe. Davor liegt ein flacher Graben, der heute noch zum Teil mit Wasser gefüllt ist. Die Schanze sperrte den Weg zwischen Iggelheimer Straße und Schifferstadt. Auch heute noch mag dieser Weg, bei Dunkelheit begangen, an dieser Stelle seine Tücken haben. Links und rechts sind Tümpel und Morast.
Früher gab es in der Umgebung der Stadt wohl zahlreiche solcher „Schanzen“ und „Schänzel“. Sie waren aber alle nur für kurze Zeit bestimmt. War wieder Friede im Land, zog der Pflug über sie hin und nichts blieb von ihnen als der Name. Eine Ausnahme machte das „Schänzel“ im Rheinwald. Dort wucherte der Wald darüber hinweg und so blieb es bis heute gut erhalten.

Quelle: Beiträge zur Speyerer Stadtgeschichte Heft 1, Fritz Klotz, Stadtgeschichtliche Miszellen