Schanzen um Speyer

Im Rheinwald südostwärts der Stadt liegt zwischen den Waldgewannen „Unterer Salmengrund“ und „Ratswörth“ eine kleinere Waldparzelle, genannt „Schänzel“. Der Name erinnert an eine ehemalige Befestigungsanlage. Wer sich die Mühe macht und das „Schänzel“ aufsucht – wohlgemerkt aber in einer schnakenfreien Zeit – der findet tatsächlich in diesem Gewann die Reste einer kleineren Schanze. Gar so leicht ist das „Schänzel“ aber nicht zu entdecken. Ganz in der Nähe einer Buchenwaldung, etwa 9 Meter vom Leinpfad entfernt, stößt man schließlich auf die Nordostecke des „Schänzels“. Bei niederem Wasserstand lässt sich die Schanze leicht „erstürmen“, d.h. wenn nicht gerade die Schnaken einen Angriff auf das von Buschwerk überwachsene Gelände vereiteln. Die ungefähren Maße der Schanze mag die Skizze verdeutlichen.

Schanze

Geschichtliche Nachrichten über diese Schanze sind nicht zu finden.  Vielleicht deutet das darauf hin, dass sie gar nicht so alt ist und in den Revolutionskriegen entstand. Erst im Urkataster von 1820 ist sie deutlich verzeichnet. Gegenüber, auf der anderen Rheinseite, liegt das Südende von Altlußheim. Dieser Umstand dürfte für ihre Anlage maßgebend gewesen sein. Ursprünglich lag ja die Schanze nur wenige Meter vom Rheinufer entfernt.
Ganz in der Nähe, an der Rheinhäuser Fähre, lag ebenfalls eine Schanze. Sie wird schon 1642 erwähnt und war etwa 30 Schritte vom Ufer entfernt. Im Mai 1653 ertrank ein Metzgerknecht. Seine Leiche wurde „in der großen Schanz gefunden und im Hospitalkirchhof begraben“. In einem Plan aus dem Jahre 1788 wird die Schanze bei der Fähre als „Alte Schanz“ bezeichnet und in allen Einzelheiten dargestellt. Der quadratische Innenraum maß etwa 20 mal 20 Meter. Sie entsprach also in etwa dem „Schänzel“. Heute ist von der Schanze an der Fähre nichts mehr erhalten. Man könnte vielleicht einen größeren Wassergraben im Walddickicht zwischen Fähre und Hochwasserdamm als letzten Rest dieser Schanze betrachten.
Westlich der Stadt, am Burgweg, heißt ein Gewann am Woogbach-Hochufer „an der großen Schanz“. Von hier aus hat man einen weiten Blick. Das und die Nähe des Schwalbenbrunnens, mag zur Anlage der „Großen Schanz“ bestimmend gewesen sein.
Gegenüber, an der Grenze zwischen Speyer und Dudenhofener Gemarkung, lag einst ebenfalls eine Schanze. Entstanden ist sie wohl um das Jahr 1745, als die Franzosen auch am Germansberg Gräben aufwerfen ließen, denn in einem Plan aus dem Jahre 1756 wird sie als „französische Redutte“ aus dem „letzten franz. Krieg“ bezeichnet. An sie erinnert kein Flurname mehr.
Nördlich der Stadt, bei der Siedlung, heißt ein Gewann an der Straße nach Waldsee ebenfalls „Schänzel“. Von einer Schanze ist in den alten Karten nichts zu finden.
Zwischen Berghausen und Heiligenstein heißt eine beherrschende Anhöhe heute noch „Schänzelberg“.
Im Schifferstadter Wald finden wir im Gewann „Schanze“ einen etwa einhundert Meter langen Erdwall von durchschnittlich 1 Meter Höhe. Davor liegt ein flacher Graben, der heute noch zum Teil mit Wasser gefüllt ist. Die Schanze sperrte den Weg zwischen Iggelheimer Straße und Schifferstadt. Auch heute noch mag dieser Weg, bei Dunkelheit begangen, an dieser Stelle seine Tücken haben. Links und rechts sind Tümpel und Morast.
Früher gab es in der Umgebung der Stadt wohl zahlreiche solcher „Schanzen“ und „Schänzel“. Sie waren aber alle nur für kurze Zeit bestimmt. War wieder Friede im Land, zog der Pflug über sie hin und nichts blieb von ihnen als der Name. Eine Ausnahme machte das „Schänzel“ im Rheinwald. Dort wucherte der Wald darüber hinweg und so blieb es bis heute gut erhalten.

Quelle: Beiträge zur Speyerer Stadtgeschichte Heft 1, Fritz Klotz, Stadtgeschichtliche Miszellen

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