Der Speyerer Weinkrieg

Speyer war im Jahre 2015 zum dritten Male Gastgeber der Messe „Wein am Dom“. Das pfälzische Weinforum verlief wiederum zur Zufriedenheit der meisten Beteiligten. Das war im Mittelalter nicht so. Wegen des Rebensafts gab es sogar Krieg.

IMG_4338

Der Wein und seine Steuer war für Speyer eine gute Einnahmequelle. Die Ratsherren ärgerten sich gewaltig über die Domherren, die dank des weitreichenden bischöflichen Anbaugebiets die Stadt mit gutem und preiswertem Wein förmlich überschwemmten: Der auf das Getränk erhobene Zuschlag, das Ungeld,  floss nämlich nicht ins städtische Säckel, sondern in die Truhen der Geistlichkeit.

1282 reichte es dem Stadtrat. Er verbot, „öffentlich oder heimlich bei den Geistlichen Wein zu holen oder in deren Schenken zu trinken“. Im Gegenzug zu diesem Affront ließ der Bischof die Gottesdienste einstellen, die Kirchen schließen und hieß das Domkapitel, die Stadt zu verlassen.

Die Speyerer waren außer sich. Domherren-Häuser wurden geplündert, in den Dörfern der Umgebung liegende Besitze des bischöflichen Hochstifts heimgesucht. Der Bischof antwortete mit Raubüberfällen auf städtisches und bürgerliches Eigentum im Speyergau und ließ es danach zerstören. Das rief König Rudolf von Habsburg auf den Plan – er sprach ein Machtwort. Rat und Bischof gaben bei, die Geistlichkeit zog wieder in Speyer ein.

Aber es schwelte weiter, und 1302 kam es zum ganz großen Krach. Bischof Sigibodo bot seine Kriegsknechte auf. Angeführt von Heinrich von Fleckenstein, überfielen Knechte Besitztümer der Stadt und ihrer Bürger beiderseits des Rheins. Im Gegenzug brandschatzten städtische Söldner die Domherrenhöfe. Der Bischof gab nach und bat um Versöhnung.

Unter dem Einsatz der „Schiedsrichter“ Ritter Eckebrecht von Dürkheim und Werner von Ruppertsberg für den Bischof und den Ratsherren Johann Kleemann aus Mainz und Heilmann Holtmuth aus Worms für die Stadt Speyer wurde am Rande des Schifferstadter Waldes drei Wochen lang verhandelt. Bis nach dem Eid des Bischofs ein „Nichtangriffspakt“ zu Stande kam. Der Speyerer Weinkrieg war vorbei.

Bedeutender Umschlagsort

Im Mittelalter wurde Wein in- und außerhalb der Domstadt angebaut, aber die Rebfläche  war zu klein. Die örtlichen Weinhändler und der Klerus bezogen ihre Ware daher von der Haardt und aus dem Badischen. Dort hatten die Stadt, reiche Bürger, der Bischof, das Domstift und die Klöster  ihre Wingert.

Zudem war Speyer ein bedeutender Umschlagsort für Weine. 1416 zum Beispiel gingen 8000 Fuder rheinabwärts, das sind 7000 Hektoliter oder 700.000 Liter. Die Hauptabnehmer saßen in Frankfurt, Köln, Duisburg und Utrecht.

Wein macht Speyer noch immer auf besondere Weise bekannt. Dann als 1910 das Historische Museum der Pfalz am Domplatz sein neues Domizil bezog, wurde dort auch das „Weinmuseum“ als weltweit erste öffentlich zugängliche Spezialsammlung ihrer Art eröffnet. Etwa 250 Exponate geben hier einen Einblick in die Kulturgeschichte des Weinbaus und des Weinkonsums über einen Zeitraum von 2000 Jahren hinweg. Bekanntestes Exponat ist der Römerwein aus Speyer aus der Zeit um 300 nach Christus. Er gilt als der älteste, flüssig erhalten gebliebene Rebenwein der Welt. (wk)